Ausdauersport verändert die Zusammensetzung der Mikrobiota im Darm auf positive Weise, so die These finnischer Forscher. Im Rahmen einer kleinen Studie beobachteten sie Veränderungen bei übergewichtigen Frauen, die sechs Wochen lang auf dem Fahrradergometer trainierten.
Ausdauerdraining modifiziert die Zusammensetzung der Darmmikrobiota auf positive Weise, fanden finnische Forscher in einer aktuellen Studie heraus. Was haben sie untersucht?
Es handelte sich um ein ein Sportprogramm für 19 übergewichtige Frauen, die den Großteil des Tages über sitzend verbringen. Letztendlich wurden 17 Frauen in der Studie berücksichtigt, zwei Versuchspersonen fielen aufgrund einer Antibiotikabehandlung aus. Der BMI aller Teilnehmerinnen betrug >27.5 kg/m2. Es herrschten strikte Ausschlusskriterien hinsichtlich des allgemeinen Gesundheitszustandes, zudem hatten die Probanden in den letzten zwei Monaten vor Untersuchungsbeginn keine Antibiotika eingenommen. Für einen Zeitraum von sechs Wochen absolvierten die Frauen drei Trainingseinheiten pro Woche an einem Fahrradergometer. Die Trainingsintensität wurde anhand der Herzfrequenz kontrolliert. Andere Lebensstil-Faktoren wie die Ernährung wurden nicht verändert, um einzig Effekte der Sport-Intervention zu beobachten. So sah das Sportprogramm im Detail aus:
Die Trainingsintensität wurde an das individuelle Anstrengungsempfinden (dabei wird der aus der Sportmedizin bekannte RPE-Wert anhand der Borg-Skala ermittelt) und die Blut-Laktat-Werte zu Beginn des Sportprogramms angepasst.
Zwar konnte das Forscherteam der University of Jyväskylä keinen signifikanten Gewichtsverlust bei den Studienteilnehmern feststellen, dafür brachte das Sportprogramm andere Vorteile. Nach sechs Wochen Training verringerte sich die Zahl potenziell entzündlicher Mikroben (Proteobakterien), während die Zahl von Mikroben, die den Stoffwechsel fördern (Akkermansia), stieg. „Wir fanden heraus, dass sich Phospholipide und Cholesterin in VLDL-Partikeln durch die Bewegung verringerten. Diese Veränderungen wirken sich positiv auf die kardiometabolische Gesundheit aus, weil VLDL Lipide von der Leber zu den peripheren Geweben transportiert. Innerhalb des Blutkreislaufs verwandelt sich das VLDL in ‚schlechtes‘ LDL-Cholesterin und hat deshalb nachteilige kardiovaskuläre Auswirkungen zur Folge,“ sagt Studienautorin Satu Pekkala in der Pressemitteilung der Universität. Des Weiteren konnte durch das Training die Aktivität des Zelladhäsionsmolekül VAP-1 (Vascular adhesion protein 1), auch bekannt als VCAM-1 (vascular cell adhesion molecule 1) gesteigert werden. Dieses Protein der Super-Immunoglobulinfamilie kann begünstigende antientzündliche Effekte speziell auf das Gefäßsystem haben. Die zugrundeliegenden Mechanismen sind allerdings noch nicht verstanden. Die Zusammensetzung und Funktion der Darmmikrobiota wurde anhand von Sequenzierungen der 16S rRNA und des Metagenoms analysiert. Die Körperzusammensetzung wurde anhand einer Dual Energy X-ray Absorptiometry (DEXA) gemessen. Die Energiezufuhr wurde anhand von Ernährungstagebüchern erfasst.
Die Gattung der Akkermansia ist immer öfter Untersuchungsgegenstand unterschiedlicher Studien: Die Autoren erwähnen in ihrer Arbeit vergangene Studien, die bereits nahelegten, dass diese Gattung des Bakterienstamms Verrucomicrobia in der Darmmikrobiota von sportlich aktiven Menschen stärker angesiedelt ist als in der Darmflora weniger sportlicher Menschen. Manche Forscher haben die Theorie, dass Akkermansia eine Schlüsselrolle beim Schutz vor Übergewicht und Diabetes spielt. Angesichts bereits gewonnener Erkenntnisse über die positive Wirkung von Sport auf die Gesundheit des Darmmikrobioms (DocCheck berichtete) sind die vorliegenden Untersuchungsergebnisse zwar stimmig und interessant. Aussagekräftig sind sie bei einer Teilnehmerzahl von 17 Personen allerdings keineswegs. Die Autoren betonen, dass es weitere und umfassendere Studien braucht, um den Zusammenhang zwischen Mikrobiom und körperlicher Aktivität genauer zu verstehen sowie die gesundheitsfördernden Eigenschaften von Akkermansia zu belegen.