Nach dem Skandal um illegalen Medikamentenhandel verliert Lunapharm nun dauerhaft die Herstellungserlaubnis. Jens Spahn zieht aus den jüngsten Skandalen Konsequenzen – der Bund soll bei der Arneimittelüberwachung mehr Verantwortung übernehmen.
Nach dem Skandal um illegalen Medikamentenhandel verliert der Brandenburger Pharmahändler Lunapharm dauerhaft die Herstellungserlaubnis. In einem Bescheid des Ministeriums für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie (MASGF), der dem ARD-Magazin „Kontraste“ vorliegt, heißt es: „Die Lunapharm Deutschland GmbH hat in quantitativer wie qualitativer Hinsicht kontinuierlich über einen langen Zeitraum und in schwerwiegender Weise gegen arzneimittelrechtliche Vorgaben verstoßen.“ Zuletzt erließ das Landesamt für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit (LAVG) im September einen Bescheid zum Ruhen der Herstellungserlaubnis über die Dauer von drei Monaten. Bis zum 6. Februar ruht zudem die Großhandelserlaubnis.
Im Juli 2018 sorgte der Skandal um Lunapharm für Aufsehen. Zytostatika wurden in griechischen Kliniken gestohlen und in Deutschland von Lunapharm verkauft, DocCheck berichtete. Diana Golze von der Linken, damals noch Gesundheitsministerin in Brandenburg, trommelte eine siebenköpfige Untersuchungskommission zusammen. Die Task Force kritisierte, es sei viel wertvolle Zeit bis zur Einleitung wichtiger Maßnahmen wie der Information weiterer Behörden, der Beschlagnahmung von Arzneimitteln und der Warnung von Patienten vergangen. Aufgrund der Anschuldigungen trat Golze schließlich von ihrem Ministerposten zurück. Susanna Karawanskij (Linke), die Nachfolgerin von Diana Golze, will heute im Gesundheitsausschuss des Landtags Brandenburg über den aktuellen Stand berichten.
Skandale wie diesen soll es in Zukunft nicht mehr geben. Aus den jüngsten Arzneimittelskandalen zieht Bundesgesundheitsminister Spahn mit dem „Gesetz für mehr Sicherheit in der Arzneimittelversorgung (GSAV)“ nun Konsequenzen. Er will damit die Überwachungsfunktion des Bundesministeriums für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) stärken. „In diesem Zusammenhang werden im Arzneimittelgesetz u.a. die Rückrufkompetenzen der zuständigen Bundesoberbehörden in Bezug auf Arzneimittel und Wirkstoffe erweitert sowie die Koordinierungsfunktion der zuständigen Bundesoberbehörden gestärkt“, heißt es im Referentenentwurf.
In der Fach- sowie der Laienpresse wurde die Mitteilung, dass Lunapharm die Herstellungserlaubnis entzogen wurde, vielfach aufgegriffen. „Bei uns in der Apotheke war das kaum Thema“, sagte eine der Redaktion bekannte PTA. „Die Herstellungserlaubnis ruhte sowieso schon seit einem halben Jahr. Wir haben auch keine betroffenen Patienten.“ Sie gehe davon aus, dass der dauerhafte Entzug der Herstellungserlaubnis jetzt tatsächlich „nur“ noch ein politisches Signal war.
Das Vertrauen vieler Krebspatienten sei durch den Skandal um den Apotheker aus Bottrop, der bei der Medikamentenherstellung gepfuscht hatte, ohnehin bereits beeinträchtigt gewesen. „Auch die Aufregung um den Rückruf der verunreinigten Sartane ist bei uns wahrnehmbar. Dass solche Skandale, wie der aktuelle Lunapharm-Fall und die damit einhergehenden Schlagzeilen, natürlich das Vertrauen der Patienten in die Sicherheit der Arzneimittel aus deutschen Apotheken allgemein beeinträchtigen, ist für uns durchaus spürbar.“
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