Unser Leben lang sind wir damit beschäftigt, Dinge zu lernen und zu behalten. Aber funktioniert der Mechanismus auch andersherum: Können wir aktiv vergessen, wenn wir wollen? Neue Untersuchungen sagen ja. Dabei ist wichtig, in welchem Kontext das Erinnerte stattgefunden hat.
Der Kontext einer Situation spielt eine entscheidende Rolle in unseren Erinnerungsprozessen. So können zum Beispiel Geräusche und Gerüche bestimmte Erinnerungen formen und später wieder hervorrufen. Eine von der Princeton University und dem Dartmouth College durchgeführte Studie bildete Erinnerungsprozesse mittels fMRT im Gehirn ab. Dabei sollten insbesondere die Gedanken, die mit dem Kontext der Erinnerung verbunden sind, nachvollzogen werden. Im Fokus stand diesmal ungewöhnlicherweise die Frage, wie und ob es möglich ist, Erinnerungen absichtlich zu vergessen. Die Ergebnisse zeigten, dass es möglich ist, Erfahrungen zu vergessen, wenn man die Gedanken an den Kontext, in dem das Erinnerte stattgefunden hat, verändert. Dazu wurde eine traditionelle, psychologische Forschungsmethode benutzt, bei der die Probanden Dinge auswendig lernen, während sie eine Liste von nicht zusammenhängenden Wörtern abrufen sollen Durch die funktionelle Magnetresonanztomographie konnte gezeigt werden, dass relevante Erinnerungen sofort „weggespült“ wurden, wenn der Befehl dazu kam. Etwas aktiv zu vergessen, kann hilfreich sein, wenn es zum Beispiel um die Behandlung einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTSD) geht, so Jeremy Manning, leitender Autor der Studie. Oder aber um „Platz“ für neue Informationen zu schaffen. Lesen Sie weiter, warum das Vergessen an sich keine schlechte Eigenschaft ist.