Mit Krampfanfällen wird eine Frau in eine Klinik eingewiesen. Während sich ihr Zustand zusehends verschlechtert, rätseln die Ärzte über die Ursache. Erst eine scheinbar banale Info führt die Ärzte auf die richtige Spur.
Nachdem sie einen epileptischen Anfall erlitt, wird eine 69-jährige Frau in eine neurologische Klinik gebracht. Ihr linker Arm weist eine Kraftminderung auf, die restliche körperliche Untersuchung bleibt ohne pathologischen Befund.
Neurologische Vorerkrankungen hat die Frau bisher nicht, litt aber vor über zehn Jahren an Brustkrebs. Seit einem Jahr sind ihre Nasennebenhöhlen chronisch entzündet. Diese Information scheint zunächst banal – denn zu dem Zeitpunkt ahnt niemand, welchen Stellenwert sie hat.
Hirntumor, Metastase oder Infekt?
Zur Abklärung des Krampfanfalls veranlassen die Ärzte eine CT, bei der sich eine ca. 1,5 cm große ringverstärkende Läsion im primärmotorischen Kortex zeigt. Die Ärzte vermuten dahinter ein hochgradiges Glioblastom und operieren die Frau. Die im Schnellschnitt sichtbaren Nekrosen bestärken den Verdacht eines Glioblastoms. Zu dem Zeitpunkt steht die endgültige Diagnose der Neuropathologen jedoch noch aus.
In den nächsten Tagen verschlechtert sich der Zustand der Patientin. Ihre linke Körperhälfte verliert zunehmend an Kraft und Sensibilität, bis 15 Tage nach der Operation schließlich eine vollständige Hemiplegie vorliegt. Die Ärzte fordern ein weiteres CT-Bild an. Nun zeigen sich multiple, vergleichbare Läsionen über die gesamte rechte Hemisphäre verteilt.
Doch kein Tumor
Erst vier Tage später meldet der Neuropathologe den Verdacht einer Amöbeninfektion. Um dieser Vermutung nachzugehen, entnehmen die Ärzte eine weitere Probe. Im histologischen Schnitt finden sich sowohl Zeichen einer amöbischen Infektion sowie massiver hämorrhagischer Nekrosen.
Die Ärzte bestellen daraufhin Miltefosin, ein neues Medikament zur Behandlung solcher Erkrankungen. Für die Patientin ist es jedoch bereits zu spät. Trotz aggressiver antiamöbischer Therapie verschlechtert sich ihr Zustand weiter, bis sie schließlich das Bewusstsein verliert und verstirbt.
Unreine Nasendusche
Als Ursache der Amöbeninfektion vermuten die Ärzte regelmäßige Nasenduschen. Nur diese verschafften ihr Linderung bei ihrer chronischen Nasennebenhöhlenentzündung. Entgegen der Herstellerempfehlung, ausschließlich destilliertes oder abgekochtes Wasser zu verwenden, hatte die Patientin die Nasendusche mit gefiltertem Leitungswasser gefüllt. Ihren Bericht schließen die Ärzte mit der dringlichen Empfehlung zur Einhaltung der hygienischen Vorgaben.
Studie: Keenan J. Piper / International Journal of Infectious Diseases / docc.hk/ms897gFoto: bailey.foster/flickr