Seit Frauen die „Pille danach“ ohne Rezept erhalten, entwickelt sich der Absatz stark nach oben – sehr zur Freude von OTC-Herstellern. Kundinnen schätzen Apotheken zwar als Vertriebskanal, suchen jedoch eher Rat beim Arzt.
Ein neuer Star im Handverkauf: In den Jahren 2013 und 2014, also vor Hermann Gröhes Entscheidung, haben Apotheker pro Monat rund 31.000 (PKV) plus 8.000 Packungen (GKV) mit der „Pille danach“ abgegeben. Im März 2015 schnellten diese Zahlen rapide nach oben. Ende Dezember 2015 lag der Absatz bei insgesamt 60.000 Packungen pro Monat: 53.000 über die Selbstmedikation, 6.000 über die PKV und 2.000 über die GKV. IMS Health berichtet von großen regionalen Unterschieden hinsichtlich der verkauften Packungszahlen. Quelle: IMS PharmaScope; Basis: Absatz in Anzahl Packungen systemische Notfallkontrazeptiva (G03A6) im kumulierten Zeitraum März bis Dezember 2015 pro KV-Region.
Die Daten sind offenbar bei Generika-Herstellern auf fruchtbaren Boden gefallen. Wie DocCheck erfahren hat, plant Stada, zum 1. Juli das Präparat „Levonorgestrel Stada“ einzuführen. Andere Hersteller denken ebenfalls über entsprechende Pharmaka nach, ohne dass konkrete Termine feststehen. Dazu gehören unter anderem Exeltis, Meda, Mylan und Teva. Konkurrenten im Markt hatten mit Levonorgestrel-Generika noch keinen durschlagenden Erfolg: Gedeon Richter (Postinor) und Aristo (Levonoraristo) rangieren unter fünf Prozent, gemessen an den Packungszahlen. Zum Vergleich: Bei der PiDaNa (Levonorgestrel) sind es 29 Prozent, und bei EllaOne (Ulipristalacetat) 65 Prozent.
Trotz des OTC-Switches bleiben Ärzte die wichtigste Informationsquelle, berichtet YouGov. Der Informationsdienstleister hat Mitte März 1.038 Frauen repräsentativ befragt. Von ihnen gaben 44 Prozent an, Mediziner um Rat zu fragen. Weitere Informationsquellen waren Suchmaschinen (22 Prozent), Online-Gesundheitsportale (18 Prozent) und Apotheker beziehungsweise PTA (16 Prozent). Wenig überraschend: Frauen zwischen 18 und 24 Jahren zogen Online-Ressourcen vor, etwa Suchmaschinen (32 Prozent aller Nennungen) oder Gesundheitsportale (29 Prozent). Dann folgten Ärzte (20 Prozent). Bei der Umfrage gab jede fünfte Konsumentin an, nicht zu wissen, wie Notfallkontrazeptiva funktionieren. „Frauengesundheit gilt in Deutschland immer noch als sensibles Thema, über das nicht gerne öffentlich gesprochen wird“, so sagt Dr. Ella Jurowskaja, Healthcare-Expertin bei YouGov.