Mit den Kindern das erste Mal zum Zahnarzt gehen – worauf es dabei ankommt und: Was macht überhaupt einen guten Kinderzahnarzt aus?
An meinen ersten Zahnarztbesuch kann ich mich gar nicht erinnern. Vielleicht habe ich das auch komplett verdrängt, vielleicht war ich schlicht zu jung, sodass die Erinnerung in der Kindheit verhaftet blieb, ich weiß es nicht. Ich fürchte jedoch, dass meine Eltern mit mir das erste Mal bei einem Zahnarzt waren, als ich das erste Mal so richtige Zahnschmerzen hatte. Ich hatte damals sehr schlechte Zähne.
An den Zahnarzt, an den ich mich dann erinnern kann, möchte ich mich lieber erinnern. Er war nicht nett, hatte kalte Hände (keine Handschuhe), schlechten Mundgeruch und keine Geschenke für kleine Kinder. Aber er hat viel gebohrt. Ohne Betäubung. Das war zu der Zeit wohl noch uncool oder zu teuer oder nicht in oder er war einfach nur gemein. Jedenfalls hat er meine Beziehung zu Zahnärzten offiziell verbockt.
Nackte Wartezimmer und laute Bohrer
Die nächsten waren nicht besser. Während meiner Schulzeit ist meine Familie ein paar Mal umgezogen und ich kann nicht behaupten, dass die anderen Zahnärzte dem ersten irgendwie in Doofheit und mangelndem Einfühlungsvermögen bei Kindern nachstanden. Ich kann mich an nackte Wartezimmer mit harten Stühlen erinnern, an laute Bohrer, den Satz „Das geht so schnell, das merkst Du gar nicht“ (äh, doch!) und dass ich wiederholt hingehen musste, weil – so die offizielle Begründung meiner Mutter – die Zahnschmerzen noch schlimmer wurden, weil der Zahnarzt „Luft unter der Füllung eingeschlossen“ habe.
Nachdem ich auf eigenen Füßen stand, dachte ich, ich finde bessere Zahnärzte. Ich fragte meine Freunde, Kommilitonen an der Uni, ob es in der Stadt einen guten Zahnarzt gebe, denn schließlich hatte ich nun keine Mutti mehr, die mich einmal pro Jahr für einen Stempel im Bonusheft zum Klempner schleifte. Naja. Die Empfehlungen waren auch eher mäßig. Aber ich gestehe: Dank meiner Kindheitserfahrung zögerte ich die nun selbstbestimmten Besuche beim Zahnarzt sehr lange heraus. Meist gabs dann was zu tun.
Und dann endlich: Der Spritzen-Segen
Erst mit Ende Zwanzig, ich war schon auf dem Weg zum eigenen Facharzt, erbarmte sich einer und gab mir vor der Behandlung eine Spritze! Es war ein Segen. Seither verlange ich immer danach. Ich kann nicht verstehen, dass das nicht schon früher gemacht wurde. Inspektion einmal, zweimal jährlich okay, Zahnreinigung, alles machbar – aber sobald der Bohrer ausgepackt wird, gibt es bei mir eine Spritze vorneweg. Sabbern und lustige Sprache im Anschluss inbegriffen, was soll’s.
Bitte erspart euren Kindern derlei Erfahrung.
Das könnt ihr tun:
Inzwischen habe ich eine Zahnärztin, der ich blind vertraue. Meine Kinder auch. Jetzt gehe ich zweimal im Jahr ohne Angst. Das Bohren ist auch seltener geworden. Und wenn, dann immer nur mit Betäubung.
Erstmals hier gebloggt.