Es gibt Eltern, da kommen die Kinder gar nicht zu Wort, weil die Eltern alle Antworten gleich selbst geben. Es folgt ein klassisches Beispiel.
Setting: Fünfjährige Tochter, Mutter, Kinderdok. Untersuchung.
Ich: „Oh, prima, Unterhemd ist schon ausgezogen, dann höre ich dich mal ab.“
Mutter: „Jetzt hört der Onkel dich mal ab.“
Ich: „So, dann schaue ich noch in die Ohren.“
Mutter: „Nur kurz Ohren schauen, nicht schlimm.“
Ich: „Alles klar. Und noch den Mund auf.“
Mutter: „Komm, mach schön den Mund auf.“
Ich: „Legst du dich mal hin, dann taste ich noch deinen Bauch ab.“
Mutter: „Legst dich schön hin, passiert nichts.“
Ich: „Also wunderbar, dann setz dich mal wieder.“
Mutter: „Setz dich mal wieder.“
Ich: „Wie alt bist du denn schon?“
Mutter: „Komm sag, wie alt bist du?“
Tochter: „ ...“
Mutter: „Bist du vier oder fünf?“
Ich: „Kannst mir’s auch mit den Fingern zeigen.“
Mutter: „Bist du fünf?“
Tochter nickt. Lässt die Hand wieder sinken.
Ich: „Hast du denn arge Halsweh? Oder gehts mit dem Essen und Trinken?“
Tochters Mund öffnet sich.
Mutter: „Essen geht schon. Gell, Marlies-Susann?“
Tochter nickt.
Ich, erstmals zur Mutter: „Also, sie hat einen leichten Racheninfekt, ist nicht so schlimm, ein wenig rot, nichts eitriges. Da darf sie was lutschen, viel trinken. Das wird schon.“
Mutter: „Siehst, Marlies-Susann, alles nicht so schlimm beim Onkel Doktor.“
Ich: „Also, tschüss, Marlies-Susann.“ Reiche ihr die Hand.
Tochter versteckt sich hinter der Mutter.
Mutter: „Naja, das macht sie nicht so gern, sie ist immer sooo schüchtern.“
Von diesen Konstellationen gibt es mehr als man denkt. Gerade am Freitag war wieder eine Kandidatin mit ihrer Tochter da. Da dacht ich mir, das muss ich nicht bloggen, das gab es sicher schon im Blog. Und siehe da, tatsächlich. Hier also die wenig recyclete Variante von vor 8 Jahren.