Als ich letztens in einer anderen Klinik hospitierte, hörte ich ein Gespräch von zwei Männern in der Umkleide mit an. Einer berichtete von einem Notarzteinsatz, bei dem er dem sehr übergewichtigen Patienten nicht helfen konnte. Es fehlte das passende Equipment.
Treffen sich zwei Mitarbeiter in der OP-Umkleide.
A: „Man, ich war gestern als Notarzt hier im Nachbarort bei einem Patienten. Der hat geschätzt 130 kg gewogen, könnte auch mehr gewesen sein. Der war blitzeblau, als wir ankamen, Sättigung nicht messbar. War wohl vom Sofa geglitten und hing jetzt in seinem winzigen Wohnzimmerchen zwischen Sofa, Kacheltisch und der Schrankwand. Fraglicher Herdblick, ich hab vor Ort auf ne ICB [Hirnblutung] getippt.“
B: „Hab ich von gehört. Den haben die Neurochirurgen doch heute Nacht noch entdeckelt, oder? Wir haben ihn zusammen mit dem Team von der ITS mit sechs Leuten umlagern müssen, das war recht mühselig …“
A: „Ja, genau. Also – GCS 3 [bewusstlos], eindeutige Intubationspflichtigkeit. Der Notfallsanitäter reicht mir also so ein Einweg-Laryngoskop und nen Standardtubus ohne Führungsstab. Der Typ sah schon nach C/L IV aus. Aspiriert hatte er auch noch, gab wohl Erbsen mit Möhren.“
B: „Verbessert die Sicht ja auch nicht gerade.“
A: Nee. Ich stell mir den also ein und sehe nichts. Großlumig abgesaugt, es war allerhöchstens der Rand der Epiglottis zu erahnen. Ich dachte wir hätten wenigstens ein Videolaryngoskop auf dem NEF …“
B: „Nee, das war nur leihweise. Ist schon wieder runter.“
A: „Ja, hab ich dann gemerkt. Schöner Mist. Was haben wir denn an Möglichkeiten? Überlege mir das Videolaryngskop Superview2000 zu kaufen.“
B: „Ich war auf der Messe und habe dort als Angebot das Superview1000 gekauft. Für 900 Euro, statt 1.400 Euro. War ein Vorführmodell. Das hab ich jetzt immer in der Tasche dabei. Egal, wie die Lage vor Ort ist, habe ich ein Backup.“
Ich habe mal bewusst keine Firmennamen genannt, das ist hier auch nachrangig, es geht um etwas anderes. Ich war beeindruckt davon, dass diese Kollegen den Missstand nicht einfach so hinnahmen, sondern sogar durch den Einsatz eigenen Geldes ausgleichen wollten. Ich kann die Situation nur allzu gut verstehen. Es gibt nichts Ärgerlicheres als wegen schlechter oder fehlender Ausrüstung dem Patienten nicht richtig helfen zu können.
Es gibt Situationen in der Präklinik, in der Spezialausrüstung – wie ein intraossärer Bohrer oder ein Videolaryngoskop – vonnöten ist, um dem Patienten adäquat helfen oder überhaupt retten zu können.
In der Klinik, in der ich dieses Gespräch mitgehört habe, habe ich im Rahmen eines Workshops hospitiert. An unserer eigenen Klinik und in dem Rettungsdienst, in dem ich tätig bin, haben wir standardmäßig ein Videolaryngoskop im Einsatz, bodengebunden im NEF und auch auch im RTH. Aber auch hier hat es viel zu lange gedauert, bis sich dieses Equipment durchgesetzt hat.
Eine Frage an die Retter hier: Was fehlt auf eurem Auto/im Hubschrauber? Gibt es Utensilien, bei denen ihr sogar schon mal überlegt habt, es euch privat zu kaufen, um es im Einsatz dabei zu haben?