Ob Methadon bei Krebserkrankungen wie dem Glioblastom hilft, ist umstritten. Forscher versuchen deshalb noch immer, an staatliche Mittel zu kommen, um endlich eindeutige Daten zu generieren. Das ist allerdings leichter gesagt als getan.
Vor genau einem Jahr sorgte Methadon für große Kontroversen. Wie DocCheck berichtete, deuteten Labordaten auf mögliche positive Effekte beim Glioblastom hin, einer Krebserkrankung mit besonders schlechter Prognose. Von Einzelfallberichten abgesehen, ist die Datenlage beim Menschen unbefriedigend. Deshalb startete Alexander Schaible aus Erbach in Kooperation mit Dr. Claudia Friesen von der Uni Ulm eine Arbeitsgruppe inklusive einer Petition. Ziel ist, staatliche Forschungsgelder zu bekommen, um Methadon in der Krebsforschung gründlicher zu untersuchen.
Fehlendes Interesse der Industrie
In der Petition heißt es, der Bundestag möge beschließen, dass Forschungsgelder aus öffentlicher Hand gezielt für klinische Studien zum Einsatz von D,L-Methadon bei der Behandlung von Krebspatienten unterschiedlichster Tumorerkrankungen zur Verfügung gestellt werden. Aufgrund abgelaufener Patentrechte lasse sich der Wirkstoff nicht mehr als Neuentwicklung vermarkten, daher fehle das wirtschaftliche Interesse pharmazeutischer Hersteller. D,L-Methadon habe in vitro und in Tierexperimenten die Wirkung von Chemotherapeutika gesteigert, was u.a. von Friesen gezeigt worden war. Da dieser Wirkstoff seit Jahren verwendet werde, sei die Verträglichkeit beim Menschen bekannt. Schaibles Petition erreichte mit 44.453 Unterzeichnern das Quorum und musste vom Bundestags-Petitionsausschuss erörtert werden.
Niederschmetternde Antragsstellung
Während der öffentlichen Sitzung sagte Thomas Rachel (CDU), parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Bildung und Forschung, Förderanträge könnten aus allen Bereichen der Medizin gestellt werden. Ob es tatsächlich zu einer Förderung kommt, werde von unabhängigen Expertengremien entschieden. Das Ministerium führe generell keine Auftragsforschung durch.
Claudia Friesen bewertete die Sachlage weniger optimistisch. Zum Thema seien mehrere Finanzierungsanträge bei der Deutschen Forschungsgemeinschaft gestellt worden, die „niederschmetternd“ abgelehnt worden seien. Bei der Deutschen Krebshilfe sei ein Antrag zur Behandlung bei Hirntumoren gefördert worden. Die Weiterförderung der Tierversuche sei aber nicht mehr genehmigt worden. Andere Anträge, auch zur Grundlagenforschung, seien ebenfalls negativ beschieden worden.
Rachel zufolge liege seinem Haus derzeit kein Antrag auf Förderung klinischer Studien zur Methadonbehandlung von Tumorpatienten vor. Zwei Anträge für klinische Studien im Bereich Hirntumor sowie Dickdarmkrebs seien an die Deutsche Krebshilfe gerichtet worden.
Ein altes Problem neu erörtert
Die Debatte um Methadon zeigt einmal mehr auf, wo Probleme in der deutschen Grundlagenforschung sind. Universitäten oder außeruniversitäre Einrichtungen kommen ohne Drittmittel nicht wirklich weit. Ihnen fehlt außerdem die Möglichkeit, klinische Studien der Phasen 2 oder 3 durchzuführen.
Bildquelle: qimono, pixabay