In einigen Gegenden Deutschlands hat sich die Zahl der Gonorrhö-Infizierten in den letzten Jahren verdoppelt. Die Behandlung bereitet zunehmend Probleme, weil Bakterien Resistenzen gegen Wirkstoffe der ersten Wahl entwickeln. Ein neues Antibiotikum könnte zur Alternative werden.
In Europa wurden mehr als 32.000 Infektionen mit Gonorrhö (Tripper) im Jahr 2010 gemeldet. Genaue Zahlen für Deutschland sucht man vergebens, da es seit 2001 keine flächendeckende Meldepflicht mehr gibt. Zahlen aus Sachsen deuten jedoch auf einen Trend nach oben hin. Dort beobachteten Ärzte eine Verdopplung von 6,8 Infektionen/100.000 Einwohner (2003) auf 13,7/100.000 (2011). Doch die Behandlung bereitet immer öfter Probleme, denn Bakterien entwickeln zunehmend Resistenzen gegen Wirkstoffe der ersten Wahl.
Bei Erwachsenen und Jugendlichen sind Ceftriaxon (i.v. oder i.m.) plus Azithromycin (p.o.) jeweils als Einmaldosis Mittel der ersten Wahl. Stephanie N. Taylor vom Louisiana State University Health Sciences Center, New Orleans, sieht in Zoliflodacin eine Alternative zum bisherigen Therapieregime. Dabei soll die einmalige Gabe des Wirkstoffs ausreichen.
Während Ceftriaxon die Zellwandsynthese von Bakterien stört, greift Zoliflodacin in die mikrobielle DNA-Synthese ein. Deshalb sieht Taylor im Pharmakon eine Perspektive, um Patienten trotz Resistenzen zu therapieren. Lassen sich beide Pharmaka vergleichen?
Um das herauszufinden, haben Forscher 179 Teilnehmer (167 Männer und 12 Frauen) für ihre Studie rekrutiert. Sie litten entweder an einer unkomplizierten Gonorrhoe oder hatten sexuellen Kontakt mit anderen Infizierten. Taylor ordnete alle Teilnehmer randomisiert im Verhältnis 70:70:40 drei Armen zu: Zoliflodacin (2 g oder 3 g oral) bzw. Ceftriaxon (500 mg i.m.). Insgesamt konnten Daten von 141 Teilnehmern ausgewertet werden.
Die Ergebnisse im Überblick:
Erklärungen für die Unterschiede liefern Taylor und Kollegen nicht. Angesichts der kleinen Zahl an Patienten in den Subgruppen spielen eventuell Artefakte eine Rolle. Das neue Antibiotikum wurde gut vertragen, vereinzelt traten leichte gastrointestinale Nebenwirkungen auf.
Jetzt geht es im Eiltempo weiter. Wie das National Institute of Allergy and Infectious Disease berichtet, habe die US Food and Drug Administration (FDA) ein beschleunigtes Zulassungsverfahren akzeptiert. Die erforderliche Phase-3-Studie soll in den Niederlanden, in Südafrika, Thailand und in den USA durchgeführt werden.
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