In Deutschland haben sich 2016 im europaweiten Vergleich besonders viele Menschen mit Hunde- oder Fuchsbandwürmern infiziert. Experten rechnen mit einer hohen Dunkelziffer, da keine flächendeckenden Screenings angeboten werden.
In einem vor wenigen Wochen veröffentlichten Report warnt das European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) vor der Echinokokkose beim Menschen, einer potenziell lebensbedrohlichen Infektion mit dem Fuchs- oder Hundebandwurm. Die alveoläre Echinokokkose ist auf Infektionen mit dem Fuchsbandwurm zurückzuführen. Und bei der zystischen Echinokokkose ist der Hundebandwurm verantwortlich. Neben chirurgischen Eingriffen setzen Ärzte auf eine Chemotherapie mit Mebendazol oder Albendazol. Bei fortgeschrittenem Verlauf ist die Prognose von Echinokokkosen eher schlecht.
In dem Bericht haben ECDC-Experten Daten des europäischen Überwachungssystems TESSy ausgewertet. 27 EU- bzw. EWR-Länder meldeten im Jahr 2016 Daten zur Echinokokkose. Insgesamt gab es 775 bestätigte Echinokokkose-Fälle. An der Spitze stand Bulgarien mit 35 % aller Meldungen, gefolgt von Deutschland (17 %) und Spanien (11 %).
Die höchste Melderate hatte Bulgarien mit 3,76 Fällen pro 100.000 Einwohner, gefolgt von Litauen und Lettland mit 0,90 bzw. 0,54 Fällen pro 100.000 Einwohner. Österreich verzeichnete von 2015 bis 2016 einen mehr als verdreifachten Anstieg der Meldequote.
Bei Männern wurden Echinokokkosen vor allem ab dem 65. Lebensjahr entdeckt. Frauen sind meist in einem Alter zwischen 25 und 44 Jahren betroffen. Gründe lassen sich aus epidemiologischen Daten nicht ermitteln, aber es gibt Hypothesen. Die Echinokokkose hat eine lange Inkukationszeit von zehn oder mehr Jahren. Anfangs haben Patienten auch keine Beschwerden. Das könnte erklären, warum sich Fälle bei Männern ab 65 Jahren häufen. Frauen nehmen im Zuge von Schwangerschaften mehr Vorsorgeuntersuchungen in Anspruch, was zufällige Entdeckungen bei weitgehender Symptomfreiheit erklären könnte.
Doch die ECDC-Zahlen haben auch ihre Schwäche. Laut einer Querschnittsuntersuchung auf Basis von Ultraschall-Screenings ist mit hohen Dunkelziffern zu rechnen. Insgesamt wurden 24.681 Personen ohne bekannte Echinokokkose untersucht. Menschen aus ländlichen Gebieten hatten sowohl in Bulgarien als auch in Rumänien eine Prävalenz von 0,41 Prozent. In der Türkei waren es sogar 0,59 Prozent. Schon länger fordern Infektiologen deshalb Screenings für Risikogruppen wie Menschen in ländlichen Gegenden.
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