Schweizer Forscher haben drei Männern mit Rückenmarksverletzungen, die seit vier bis sieben Jahren im Rollstuhl sitzen, das Laufen ermöglicht. Mithilfe eines elektrischen, nervenstimulierenden Implantats im Rückenmark werden Signale an ihre Beine geschickt.
Voraussetzung dafür ist, dass die Wirbelsäule nicht vollkommen beschädigt ist. Intakte Nerven müssen teils noch vorhanden sein, damit der Nervenstimulator sie aktivieren kann. Aufgrund vorhergehender Studien am Mausmodell konnten die Forscher nachvollziehen, wie das Gehirn das Rückenmark aktiviert und dies in Echtzeit imitieren. Auch stellten sie fest, dass Nerven wachsen und neue Verbindungen bilden, wenn Impulse zur gleichen Zeit gegeben werden, zu der das Gehirn die immer noch vorhandenen natürlichen Bewegungssignale sendet. Ihr Implantat regt verschiedene Regionen des Rückenmarks an und kontrolliert verschiedene Muskelgruppen gleichzeitig. Sensoren an den Beinen triggern jedes Mal, wenn das Bein angehoben wird, eine neue Stimulation. Die Sequenz der Signale wurde so programmiert, dass alle Patienten nach ein paar Wochen mithilfe eines Rollators laufen konnten.
Nach einigen Monaten konnten sie mit Hilfsmitteln Distanzen von bis zu einem Kilometer zurücklegen. Auch behielten sie einige der Fähigkeiten, nachdem der Stimulator abgeschaltet wurde – dies gilt als Neuheit. Bisher ist das Implantat nicht außerhalb des Labors einsatzfähig. Auch eignet es sich noch nicht für einen dauerhaften Betrieb, da die Impulse nach einiger Zeit unangenehm werden und abgeschaltet werden müssen. Eine größere Versuchsreihe ist bereits in Planung. Bis die Technologie als Therapie verwendet werden kann, werden allerdings noch einige Jahre vergehen.
Studien: © Fabien B. Wagner et al. / Nature / docc.hk/kuz8de & Emanuele Formento et al. / Nature Neuroscience / docc.hk/wqmgcnFoto: © Jamani Caillet / EPFL / docc.hk/gcet6r