Die Menopause steht nicht – wie von US-Studien zuvor mehrfach belegt – im Zusammenhang mit dem Auftreten einer Depression. Psychische Störungen treten in der Menopause nicht häufiger auf als vorher. Die vorherrigen Studienergebnisse sind auf methodische Mängel zurückzuführen.
Die hormonellen Veränderungen der Wechseljahre können bei Frauen zu verschiedenen physischen und psychischen Veränderungen führen. Oft wird die Menopause auch in Zusammenhang mit psychischen Problemen gebracht, allen voran mit Depressionen. Die Mehrheit der wissenschaftlichen Studien konnte dies zwar nicht belegen, allerdings erschienen in den letzten zehn bis fünfzehn Jahren einige aufsehenerregende Studien aus den USA, die einen direkten Zusammenhang zwischen der Menopause und Depressionen herstellten. Die Wissenschaftler Wulf Rössler und Jules Angst von der Psychiatrischen Universitätsklinik Zürich und Michael Hengartner von der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften (ZHAW) sind dieser Thematik nachgegangen und haben die Daten aus einer Langzeitstudie untersucht.
Dazu wurden 168 Frauen vom 20. bis zum 50. Lebensjahr im Zeitraum von 1979 bis 2008 wiederholt zu psychischen Problemen befragt. Hengartner zieht folgendes Fazit: „Wir fanden bei Frauen in den Wechseljahren im Vergleich zur Zeit vor der Menopause kein erhöhtes Risiko für Depressionen oder andere psychische Störungen". Gemäß der Studie traten psychische Probleme wie Angststörungen oder Depressionen in der Zeit während oder nach der Menopause nicht häufiger auf als in der Zeit vor der Menopause. „Dies bedeutet, dass die Menopause die psychische Gesundheit nicht direkt beeinflusst", sagt Hengartner. Die Forscher entdeckten jedoch, dass im Alter zwischen 41 und 50 Jahren durch gewisse Persönlichkeitseigenschaften sowie familiär, beruflich oder finanziell verursachter Stress psychische Störungen auftreten können. Diese treten jedoch unabhängig von der Menopause auf und betreffen somit Frauen vor und nach der Menopause gleich häufig. Zudem spielen frühere psychische Probleme bei der Entstehung von Depressionen in dieser Altersspanne eine große Rolle.
Es wird vermutet, dass die Zusammenhänge von Menopause und Depressionen in den US-Studien aufgrund methodischer Mängel hergestellt wurden. Denn oftmals wurde ein statistisch unzulässiges Verfahren angewendet, welches als „Dichotomisierung" bezeichnet wird. Dabei wird eine künstliche Zweiteilung dimensionaler Masse vorgenommen und durch einen willkürlich gesetzten Grenzwert eine Gruppe in depressiv und die andere in nicht-depressiv eingeteilt. Gemäss der statistischen Literatur führt diese problematische Vereinfachung zu schweren Verzerrungen und falschen Zusammenhängen. Die Wissenschaftler untersuchten deshalb, ob die Dichotomisierung in ihrer Studie zu ähnlichen Befunden wie in den amerikanischen Ergebnissen führt. Und tatsächlich: Je nachdem, welcher Wert als Grenze gesetzt wurde, wurde ein vermeintlicher Zusammenhang zwischen Menopause und Depressionen festgestellt. „Dieser irrtümliche Zusammenhang entstand also aufgrund methodischer Mängel", sagt Hengartner. „Dies könnte erklären, warum diverse amerikanische Studien fälschlicherweise einen Zusammenhang hergestellt haben."
Originalpublikation:
Does menopausal transition really influence mental health? Findings from the prospective long-term Zurich studyWulf Rössler et al.; Wiley Online Library, doi: 10.1002/wps.20319; 2016