Nach einer Reise in eine ländliche Gegend Russlands entdeckt eine Frau unter ihrem linken Auge einen Knoten. Sie hält ihn zunächst für einen Pickel. Über zwei Wochen hinweg taucht dieser an verschiedenen Stellen ihres Gesichts auf. Plötzlich spürt sie Bewegungen unter ihrer Haut.
Einer Frau fällt unterhalb des linken Auges ein kleiner Knoten auf. Sie hält diesen für einen Pickel und macht sich keine weiteren Gedanken. Fünf Tage später findet sie ihn oberhalb des Auges wieder. Nach weiteren zehn Tagen schwillt außerdem ihre Oberlippe massiv an. Die 32-Jährige meint, innerhalb der Schwellung Bewegungen wahrzunehmen. Jetzt sucht sie panisch ihre Ärztin auf.
Erster Schritt zur richtigen Diagnose: Anamnese!
Die Knötchen verursachen teilweise Jucken und Brennen, weiter zeigt die Patientin keine auffälligen Symptome. Sie hat keine relevanten Vorerkrankungen und nimmt keine Medikamente ein. Die Reiseanamnese ergibt, dass sie sich wenige Wochen zuvor in einer ländlichen Gegend Russlands aufgehalten hatte, wo sie mehrfach von Moskitos gestochen worden war.
Bei der ärztlichen Untersuchung zeigt sich ein länglicher, scharf begrenzter und gut verschieblicher Knoten am oberen Augenlid. Den Knubbel mit einer Pinzette fixierend, kann die Ärztin einen Fadenwurm unter der Haut hervorziehen. Sie schickt den Parasiten in ein Labor.
Ein Wurm auf Abwegen
Die PCR-Analyse überrascht die Ärztin. Die Analyse identifiziert den Parasiten als Dirofilaria repens. Der eigentliche Wirt für Dirofilaria repens sind Hunde, als Vektor dienen Moskitos. Den Menschen befällt der Fadenwurm nur aus Versehen, denn dieser stellt für ihn einen Fehlwirt dar, in dem er sich nicht vermehren kann.
Bildquelle: Nelli Ignatievna Tumolskaya / Wikipedia
Bis auf einen Schreck, hinterlässt der blinde Passagier bei der Patientin weder Eier, noch eine Infektion oder sonstige Folgen. Nach Entfernung des Wurms erreicht sie eine vollständige Genesung.
Das Titelbild dient nur als Symbolbild - Bilder der eigentlichen Patientin finden sich hier.
Quelle:
Migrating Dirofilaria repens, Vladimir Kartashev et al., The New England Journal of Medicine, doi: 10.1056/NEJMicm1716138
Artikel von Maren Böcker