Mit massiven Kopfschmerzen stellt sich ein 34-Jähriger Mann in der Notaufnahme vor. Er berichtet, dass er seit Tagen immer wieder an sekundenlangem, unerträglichen Schmerz leidet. Die Ärzte finden die Ursache dafür auf seinem ungewöhnlichen Speiseplan.
Ein 34-jähriger Mann leidet plötzlich an intensiven Nacken- und Hinterkopfschmerzen, die sich dann über den gesamten Kopf ausbreiten. Erst nach Tagen, die von mehreren Episoden mit quälend starkem, einige Sekunden andauerndem Kopfschmerz geprägt sind, stellt er sich in der Notaufnahme vor.
Unauffälliges CT
Bei der körperlichen Untersuchung beträgt der Blutdruck 134/69 mmHg. Der Patient zeigt keine neurologischen Defizite. CT-Aufnahmen des Schädels und Nackens sind unauffällig.
Zum Glück des Patienten können die behandelnden Ärzte mittels einer CT-Angiografie eine Subarachnoidalblutung ausschließen. Diese Blutung kann u.a. nach Ruptur eines Aneurysmas entstehen und wird häufig durch einen vom Patienten beschriebenen Kopfschmerz angezeigt. Die Ärzte stoßen allerdings auf mehrere verengte Abschnitte der Hirnaterien. Betroffen sind Segmente der Arteria carotis interna und der Arteria cerebri media.
Die Diagnose: Der Patient leidet an Vernichtungskopfschmerzen aufgrund eines reversiblen zerebralen Vasokonstriktionssyndroms (RCVS). Doch was löste das Syndrom aus?
Ungewöhnliche Ursache
Als Auslöser kommt meist die Einnahme adrenerger oder serotonerger Medikamente sowie Kokain oder Amphetamin in Frage. Der Patient erklärt, er habe nichts dergleichen eingenommen. Auch ein durchgeführter Drogentest ist negativ.
Stattdessen berichtet der Mann, dass er wenige Tage zuvor an einem Chili-Wettessen teilgenommen hatte. Dabei aß er auch die sogenannte „Carolina Reaper“ – sie gilt als die schärfste Chilischote der Welt. Unmittelbar nach dem Verzehr litt der Mann an starkem Würgereiz, musste sich aber nicht Erbrechen. Kurz darauf stellte sich erstmals der Schmerz in Nacken und Hinterkopf ein.
Laut der behandlenden Ärzte löste der Verzehr der Chilis bei ihrem Patienten RCVS aus. Bisher ist in der Literatur kein weiterer Fall bekannt.
Die Symptome des Patienten verschwanden in den folgenden Wochen von selbst. Ein Kontroll-CT fünf Wochen später war unauffällig.
Quelle:
An unusual cause of thunderclap headache after eating the hottest pepper in the world – “The Carolina Reaper”
SK Boddhula et al., BMJ Case Reports, doi: 10.1136/bcr-2017-224085, 2018
Artikel von Anke Hörster