Ein junger Skifahrer wird von einer Lawine überrascht und bewusstlos unter den Schneemassen begraben. Während er sich in der Klinik erholt, widmet er sich einem Sudoku-Rätsel. Dabei erleidet er plötzlich einen heftigen Krampfanfall im linken Arm.
Beim Ski-Fahren wird ein 25-Jähriger von einer Lawine verschüttet. Der junge Sportstudent ist minutenlang bewusstlos und bekommt keine Luft, weil er unter den Schneemassen begraben ist. Er erleidet einen Atemstillstand, doch sein Freund rettet ihn. Glücklicherweise ist dieser Rettungssanitäter und beginnt sofort mit der Reanimation.
Im Krankenhaus stellen die Ärzte eine Milzruptur sowie eine Hüftfraktur fest. Außerdem leidet er an einer Hypoxie – sein Gehirn wurde mit Sauerstoff unterversorgt, als er unter der Lawine begraben war. Dadurch entwickelt der Mann beim Sprechen Myoklonien im Gesicht sowie beim Laufen in den Beinen. Die Ärzte verschreiben ihm Epilepsie-Medikamente und können die Anfälle damit unter Kontrolle halten.
Krampfanfall beim Rätseln
Ein paar Wochen später wird der Mann zur weiteren Behandlung vom Krankenhaus in eine Reha-Klinik überliefert. Um sich seine freie Zeit in der Klinik zu vertreiben, bringt ihm ein Freund Hefte mit Sudoku-Rätseln mit. Damit hatte er sich schon vor seinem Unfall gerne beschäftigt. Als er mit einem Rätsel beginnt, erleidet er plötzlich starke tonisch-klonische Krämpfe im linken Arm. Genau so plötzlich ist der Anfall wieder vorbei, sobald der Mann mit dem Rätseln aufhört.
Das Lösen anderer Logikrätsel sowie einfacher und komplexer Rechenaufgaben rufen bei dem Studenten keine Krämpfe hervor. Auch mit Lesen, Musikhören oder flackernden Lichtern hat der Student keine Probleme – alles Auslöser einer sogenannten Reflex-Epilepsie. Diese seltenen Krampfanfälle werden bei starker Beanspruchung des Gehirns durch externe Reize ausgelöst.
Dreidimensionale Zahlen
Mithilfe einer funktionellen Magnetresonanztomographie (fMRT) können die behandelnden Ärzte schließlich feststellen, dass die Anfälle ihres Patienten mit einer Hyperperfusion im posterioren Gyrus cinguli einhergehen. Dieser Bereich ist vor allem für das visuell-räumliche Gedächtnis und die Orientierung zuständig.
Sie führen außerdem eine Diffusions-Tensor-Bildgebung durch. Das ist ein bildgebendes Verfahren, das mit Hilfe der MRT die Diffusionsbewegung von Wassermolekülen in Körpergewebe misst und räumlich aufgelöst darstellt. So finden die Ärzte heraus, dass in diesem Hirnbereich des Patienten bestimmte inhibitorische Nervenbahnen fehlen. Diese wurden vermutlich in Folge der Hypoxie beschädigt. Durch die Stimulation des Bereiches – in diesem Fall, indem er sich die Zahlen dreidimensional vorstellt – kommt es zu einer Überaktivierung und zu Krampfanfällen in seinem linken Arm.
Seitdem er das Sudoku-Rätseln aufgegeben hat, ist der Patient anfallsfrei.
Quelle:
Seizures from Solving Sudoku-Puzzles.Berend Feddersen et al., JAMA Neurology, doi: 10.1001/jamaneurol.2015.2828; 2015