Krankheiten schon vor der ärztlichen Diagnose erkennen? Wissenschaftler der Firma Microsoft meinen, das geht – mithilfe von Datensätzen aus Suchmaschinen. Demnach könnte eine Auswertung gesuchter Begriffe eine Früherkennung des Pankreaskarzinoms ermöglichen.
In einem Artikel der New York Times beschreibt der Wissenschaftler Dr. Eric Hovitz, wie es zu der Idee kam: Bei einem Telefongespräch berichtete ihm ein Freund von Beschwerden, die eine Bauchspeicheldrüsenerkrankung nahelegten. Auf Horvitz Anraten ging der Freund zum Arzt und der Verdacht bewahrheitete sich. Wenige Monate später verstarb er an einem Pankreaskarzinom. Bei Bauchspeicheldrüsenkrebs beläuft sich die Fünf-Jahre-Überlebensrate auf nur 3 Prozent. Eine Früherkennung kann die Überlebensrate laut Studie immerhin auf 5 - 7 Prozent anheben. Was wäre also, wenn man Symptome der Erkrankung direkt beim ersten Verdachtsmoment aufspüren könnte, fragten sich die Forscher. Indem sie große Stichproben der Suchmaschine „Bing“ auswerteten, veranschaulichten sie, dass es möglich ist, in einigen Fällen die Erkrankung bereits vor der offiziellen Diagnose zu erkennen. Zu diesem Zweck werteten sie zunächste die Suchanfragen nach Hinweisen auf ein diagnostiziertes Pankreaskarzinom aus. Anschließend wurden dann die vorausgegangenen Suchbegriffe dieser bereits erkrankten User auf entsprechende Symptome analysiert. Genau diese frühen Symptom-Suchen könnten nämlich als Warnsignale dienen. Dabei war es besonders wichtig, zwischen Anfragen, die aus Neugier oder Sorge gestellt wurden und jenen, denen tatsächliches Auftreten medizinischer Symptomen vorausging, zu unterscheiden. Nach Angaben der Forscher fand die Auswertung anonymisiert statt, sodass kein Kontakt zu den betroffenen Personen aufgenommen wurde. In einem nächsten Schritt müsste jetzt überlegt werden, wie mit diesem Wissen umzugehen ist. Zum Beispiel könnte es ein Art Service geben, bei dem Internetnutzer ihre Suchanfragen zur Sammlung und Auswertung freigeben und Wissenschaftlern so ermöglichen würden, auf potenzielle Warnsignale sofort aufmerksam zu machen. Microsoft hat vor Kurzem eine eigene Abteilung für Health & Welness gegründet – nähere Angaben dazu wollten die Forscher aber nicht machen. So ganz neu ist das Thema allerdings nicht: Bereits 2009 hatte Google eine Ausarbeitung zu Früherkennung von Grippe-Epidemien basierend auf statistischen Auswertungen von Suchanfragen im Web veröffentlicht. Und auch Microsoft hatte 2013 schon erste Erfolge zu verzeichnen, indem sie bisher unbekannte Nebenwirkungen von Medikamenten über häufig gesuchte Begriffe identifizieren konnten. Zum Originalartikel in der New York Times geht's hier. Originalpublikation: [PAYWALL] Screening for Pancreatic Adenocarcinoma Using Signals From Web Search Logs: Feasibility Study and Results John Paparrizos et al.; Journal of Oncology Practice, 2016