Mittlerweile hat jedes zehnte Paar Probleme, auf natürlichem Weg ein Kind zu bekommen. Für viele ist eine künstliche Befruchtung die letzte Hoffnung auf ein eigenes Baby. Wie eine Auswertung der Datensammlung ICMART ergab, sind in den letzten 40 Jahren über acht Millionen Babys auf diesem Weg zur Welt gekommen.
Vorreiter bei Fruchtbarkeitsbehandlungen in Europa sind die Spanier mit 120.000 Befruchtungszyklen pro Jahr, Deutschland liegt mit rund 96.500 Zyklen nach Russland auf Platz 3. Diese Zahlen berücksichtigen sowohl die In-Vitro-Fertilisation, als auch die intrazytoplasmatische Spermieninjektion und die in Deutschland verbotene Eizellspende.
Verfahren und Erfolgschancen
Und so läuft eine künstliche Befruchtung ab: Bei Fruchtbarkeitsproblemen der Frau wird die durch Hormonpräparate stimulierte Eizelle abgesaugt, im Labor in vitro befruchtet und dann wieder in die Gebärmutter der Frau eingesetzt. Besitzt der Mann zu wenige oder schlecht bewegliche Spermien, kommt die Intrazytoplasmatische Spermien-Injektion zum Einsatz. Hierbei bleibt der beschriebene Prozess bei der Frau der gleiche. Um die Eizelle zu befruchten, wird jedoch die Samenzelle des Mannes unter einem Mikroskop direkt in die Eizelle gespritzt. In Deutschland ist die Verwendung fremder Eizellen und die Leihmutterschaft gesetzlich verboten.
Rund 36 % der Embryonentransfers sind erfolgreich. Grundsätzlich sind die Erfolgschancen einer solchen Behandlung höher, wenn der Embryo fünf statt drei Tage nach der Befruchtung in die Gebärmutter übertragen wird.
Die Risiken
Risiken liegen insbesondere in der Hormonstimulation der Eizellen. Bei dem sogenannten Überstimulationssyndrom produzieren die Eierstöcke sehr große Eibläschen. Sollte es dann zu einer erfolgreichen Befruchtung kommen, können Mehrlingsschwangerschaften daraus resultieren. Mit einer steigenden Anzahl der Kinder wird die Schwangerschaft für Mutter und Babys risikoreicher. Aus diesem Grund müssen Mehrlingsschwangerschaften besonders intensiv medizinisch überwacht werden. Weitere Nebenwirkungen einer Überstimulation sind Schmerzen und Übelkeit, sowie Flüssigkeit im Bauchraum. In einzelnen Fällen kann eine Überstimulation auch lebensgefährlich für die Patientin sein.
In seltenen Fällen kann auch der operative Eingriff zur Entnahme der Eizellen bei der Frau und die Gewinnung der Samenzelle beim Mann Risiken bergen. Durch die Punktion können andere Organe, wie die Blase, der Darm und große Blutgefäße im Beckenbereich verletzt werden und die Entnahme selbst kann eine bakterielle Infektion der Eierstöcke nach sich ziehen.
Belastungsprobe für Beziehung und Geldbeutel
Auch emotional stellt die Behandlung Paare auf die Probe: Die Untersuchungen sind sehr zeitintensiv und lassen sich häufig nicht mit regulären Arbeitszeiten vereinbaren. Insbesondere, wenn die Behandlung vor den Kollegen und dem Arbeitgeber geheim gehalten werden soll. Auch finanziell wird der Kinderwunsch zur Belastungsprobe.
Bei einer In-vitro-Fertilisation (IVF) kostet ein Behandlungszyklus circa 3.000 €. Zusätzlich kommen noch jeweils 1.500 € für den Arzt und die Medikamente zur Hormonstimulation der Eizellen hinzu. In der Regel sind mehrere Zyklen notwendig, damit eine Schwangerschaft zu Stande kommt.
Die diagnostischen Maßnahmen zur Feststellung der Unfruchtbarkeit werden von der Krankenkasse getragen. Im Bezug auf die künstliche Befruchtung als solche gibt es aber Grenzen: Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen 50% der Kosten für drei Versuche zur Herbeiführung einer Schwangerschaft. Grundvoraussetzung ist, dass das Alter der Frau zwischen 25 und 40 Jahre liegt und der Mann nicht älter als 50 Jahre ist.
Quellen:
https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/96224/40-Jahre-kuenstliche-Befruchtung-8-Millionen-Babys-kamen-zur-Welt
https://www.familienplanung.de/kinderwunsch/behandlung/chancen-und-risiken/schattenseiten-behandlung/
https://www.focus.de/gesundheit/praxistipps/kuenstliche-befruchtung-so-viel-kostet-der-kinderwunsch_id_7947583.html
https://www.krankenkassen.de/gesetzliche-krankenkassen/leistungen-gesetzliche-krankenkassen/gesetzlich-vorgeschriebene-leistungen/neue-leistungen/kuenstliche-befruchtung/
https://www.familienplanung.de/kinderwunsch/rechtliches-und-finanzielles/was-erlaubt-ist/