Einfach mal eine ruhige Kugel schieben – das können wortwörtlich Schwangere im Urlaub. Nicht selten befürchten werdende Mütter jedoch, dass die Anreise und Bedingungen vor Ort zu gefährlich für Körper und Kind sein könnten. Ist diese Angst berechtigt? Wir klären, wann und wie Schwangere am sichersten reisen und welche Vorbereitungen vor Urlaubsantritt zu treffen sind.
Die beste Zeit zum Reisen Klare Empfehlungen oder strikte Verbote für schwangere Frauen gibt es im Bezug auf das Thema Reisen nicht. Vielmehr kommt es auf den individuellen Gesundheitszustand der Schwangeren und des Ungeborenen an. Deuten sich bereits zu Beginn der Schwangerschaft mögliche Komplikationen an, raten Ärzte von Reisen im ersten Schwangerschaftstrimester ab. Grund hierfür ist die Gefahr, dass der Embryo in dieser kritischen Phase der Schwangerschaft nicht vollständig in die Gebärmutterschleimhaut eingebettet ist und so das Risiko für Blutungen oder für Fehlgeburten deutlich erhöht ist. Ebenso sorgt die körperliche und hormonelle Umstellung bei vielen Schwangeren für Übelkeit und ein andauerndes Unwohlsein, die eine längere Urlaubsreise erschweren können.
Genauso risikoreich wie das erste Schwangerschaftstrimester, erweisen sich die letzten acht Wochen vor dem errechneten Entbindungstag. Mit zunehmendem Körpergewicht und durch den immer größer werdenden Bauch fällt es Schwangeren auf Grund der eingeschränkten Beweglichkeit zunehmend schwer, ihren Alltag zu bewältigen. Hinzu kommt, dass stressbedingte Situationen, wie z.B. eine längere Urlaubsreise, eine frühere Entbindung in den letzten Wochen der Schwangerschaft provozieren könnten. Als idealer Zeitraum für Reisen in der Schwangerschaft wird die Zeit zwischen dem 5. und 7. Monat (17. – 28. Schwangerschaftswoche) angegeben. In dieser Zeit sollte das anfängliche Unwohlsein abgenommen und das mütterliche Bewusstsein für die körperlichen Veränderungen zugenommen haben.
Auschlaggebend für die Planung einer längeren Urlaubsreise ist somit ein unkomplizierter Schwangerschaftsverlauf und die individuelle Empfehlung des Gynäkologen. Doch abgesehen vom Zeitpunkt der Reise ist auch die Wahl des Verkehrsmittels eine wichtige Entscheidung.Roadtrip im Auto Generell eignet sich das Auto als Verkehrsmittel, insbesondere für interkontinentale Reisen in näher liegende Regionen. Das Gerücht, dass werdende Mütter kein Auto fahren sollten und dass das Angurten mit fortschreitender Schwangerschaft ein Risiko darstelle, hält sich hartnäckig. Führende Experten sehen jedoch kein erhöhtes Risiko für schwangere Frauen am Steuer, solange diese hierbei keine große Anstrengung oder gar Stress empfinden. Wichtig sei nur, dass der Beckengurt unter dem Bauch liegt, um so einschneidende Bewegungen zu vermeiden.
Dennoch kann das längere Sitzen, wie in Stausituationen, auf den Kreislauf schlagen und die Blutzirkulation im Beckenbereich einschränken. Dies erhöht wiederum die Gefahr für Thrombosen. Wie gefährlich Auto fahren im schwangeren Zustand sein kann, zeigt eine aktuelle Studie aus Kanada. Das Team um Donald Redelmeier vom Sunnybrook Health Science Centre in Toronto untersuchte über einen Zeitraum von fünf Jahren das Unfallrisiko von 500.000 Frauen vor, während und nach der Schwangerschaft. Das Ergebnis: Im zweiten Schwangerschaftstrimester stieg die Zahl der Unfälle, bei denen medizinische Notversorgung erforderlich wurden, um fast 50% an.
Um möglichen Unfallsituationen entgegenzuwirken, sollten Schwangere, insbesondere im Hochsommer, bei langen Autofahrten auf regelmäßige Pausen - alle ein bis zwei Stunden - achten und mit ein paar leichten Gymnastikübungen an der frischen Luft ihren Kreislauf in Schwung bringen.Risiko Fliegen Dürfen Schwangere fliegen? Jede Frau sollte – in Abstimmung mit ihrem Arzt – für sich selbst und das Kind entscheiden, ob sie fliegen kann und will. Die Evidenz in diesem Bereich ist bissher noch wenig aussagekräftig. Während einige Studien keine wesentlichen Risiken für Mutter und Kind an Bord eines Flugzeugs feststellen konnten, zeigen andere Forschungsergebnisse deutliche Auswirkungen von längeren Flugreisen auf das Wohlergehen des Embryos. Kürzlich wurde eine US-amerikanischen Studie zu den Auswirkungen von transatlantischen Flügen von Schwangeren im dritten Schwangerschaftstrimester (>36. Schwangerschaftswoche) und die verbundenen Folgen für die Gesundheit des Fetus veröffentlicht. Demnach führt ein längerer Flugaufenthalt beim Fetus zu kurzfristigen physiologischen Veränderungen. Diese klingen jedoch bereits nach 24 Stunden wieder ab und rufen somit keine bleibenden Schäden hervor.
In manchen Fällen sollten schwangere Frauen laut Ursula Jahn-Zöhrens, Vorsitzende der Hebammengemeinschaftshilfe, allerdings vom Fliegen absehen. Gegen eine Flugreise sprechen z.B. Wehentätigkeit in der Schwangerschaft, Thrombose, starke Übelkeit und Kreislaufprobleme. Auch bei Risikoschwangerschaften mit erhöhtem Blutdruck oder wenn der Muttermund bereits geöffnet ist, wird aus dem Boarding erst einmal nichts. Bei manchen Mehrlingsschwangerschaften, einer Vorgeschichte mit Früh- und Fehlgeburten, Blutungen oder einer Fehllage der Plazenta ies es ebenfalls ratsam, von einer Flugreise abzusehen, betont Frauenärztin Doris Scharrel, Landesvorsitzende des Berufsverband der Frauenärzte in Schleswig-Holstein. Im Zweifel gilt: Immer mit dem behandelnden Arzt sprechen.Empfehlungen der Fluggesellschaften Ausgehend von den Vorschriften der IATA (International Air Transport Association) wird schwangeren Frauen davon abgeraten, in den letzten vier Wochen vor dem errechneten Geburtstermin zu fliegen. Während einige Fluggesellschaften Schwangere ab der 28. Schwangerschaftswoche nur mit ärztlichem Attest und einer Bestätigung über einen unkomplizierten Schwangerschaftsverlauf an Bord gehen lassen, verwehren andere Fluggesellschaften das Boarding bereits mit Beginn des dritten Schwangerschaftstrimesters. Dies soll in erster Linie eine mögliche Entbindung an Bord und die damit verbundenen Risiken verhindern. Bei einer Flughöhe von 9.000 bis 12.000 Metern stellen geringe Luftdruckverhältnisse in den Kabinen eine weitere potentielle Gefahr für die Sauerstoffversorgung des Ungeborenen dar.
Werdende Mütter sollten sich vorab über die Flugreisebedingungen der jeweiligen Airline informieren und sich zudem erkundigen, ob eine ausreichende medizinische Versorgung in ihrem Zielland gewährleistet ist. Für den Fall einer frühzeitigen Geburt im Ausland ist eine ausreichende Reiseversicherung dringend zu empfehlen.Tropenkrankheiten Besonders in tropischen Urlaubsregionen laufen Schwangere Gefahr, sich mit bakteriellen und viralen Krankheiten zu infizieren, die über den Blutkreislauf der Mutter auf das Ungeborene übertragen werden können. So warnt das Auswärtige Amt werdende Mütter und Frauen, die eine Schwangerschaft in Erwägung ziehen, Reisen in Ausbruchsgebiete des Zika-Virus. Reisenden wird empfohlen, vor Urlaubsreisen in tropische Regionen ihren Impfschutz aufzufrischen und vor Ort Hygienemaßnahmen zur Prävention vor Krankheitserregern durchzuführen.Fazit Ob nun nationale oder internationale Reise, werdenden Müttern ist es freigestellt zu entscheiden, ob und wohin sie ihre Urlaubsreise antreten möchten. Dennoch sollte diese Entscheidung stets in Abstimmung mit dem behandelnden Gynäkologen getroffen werden. Der positive Effekt einer erholten Mutter sollte, trotz der möglichen Risiken, nicht vernachlässigt werden. Immerhin hat diese noch einiges vor sich.
Quellen: