Schwangerschaftsvorsorge in Deutschland– Teil 2

Hier geht es zum ersten Teil.

Inhalte der weiteren Vorsorgeuntersuchungen

bei jeder Untersuchung:

Körpergewichtskontrolle der Schwangeren

Blutdruckmessung

Untersuchung des Mittelstrahlurins auf Eiweiß, Zucker und Sediment, orientierend mittels U-Stix (siehe Abbildung)

ggfs. pH-Messung des vaginalen Milieus (falls auffällig ggfs. Hygiene-Abstrich, siehe Abbildung)

Hämoglobinbestimmung (i.d.R. erst ab 6. Monat, falls erste Bestimmung unauffällig)

Kontrolle des Standes der Gebärmutter (Fundusstand)

Kontrolle der kindlichen Herzaktion und kindlichen Lage à per US / Pinard-Rohr (siehe Abbildung)

die Ergebnisse einer jeden Vorsorgeuntersuchung werden im Mutterpass in das sog. „Gravidogramm“ eingetragen (S. 7+8 im Mutterpass)

zusätzliche einmalig:

Screening auf Glukosetoleranzstörung in der Schwangerschaft (Gestationsdiabetes), falls kein manifester Diabetes vorbekannt, zwischen 24+0 und 27+6 SSW mittels 50g oGTT (oraler Glukosetoleranztest)

Beratung bzgl. Impfung gegen saisonale Influenza: gesunden Schwangeren soll diese Impfung ab dem zweiten Trimenon empfohlen werden, Schwangeren mit erhöhter gesundheitlicher Gefährdung infolge eines Grundleidens bereits im ersten Trimenon

bezüglich CTG:

außerhalb von Risikoschwangerschaften sollen in der Schwangerenvorsorge kardiotokographische Untersuchungen (CTG) nicht routinemäßig durchgeführt werden

Häufigkeit der Mutterschaftsuntersuchungen

Vorsorgeuntersuchung zu Beginn alle 4 Wochen

in den letzten 2 Monaten (d.h. ab 32. SSW) alle 2 Wochen

d.h. in der gesamten Schwangerschaft ca. 10–12 mal

engmaschigere Untersuchung bei Terminüberschreitung: ab 40+0 SSW alle 2 Tage Kontroll-CTG + Fruchtwasser-Kontrolle

Mutterschutzgesetz (MuSchG)

Im Rahmen der Schwangerenvorsorge sollte eine kurze Belehrung über die Rechte der Schwangeren gemäß Mutterschutzgesetz erfolgen:

Beschäftigungsverbot von 6 Wochen vor bis 8 Wochen nach der Entbindung; (bei Zwillingen oder Frühgeburt bis zu 12 Wochen)

Kündigungsverbot für die Zeit während der Schwangerschaft bis 4 Monate nach der Entbindung

mögliche Entgeltersatzleistungen, insbesondere das Mutterschaftsgeld

Regelungen zur Gestaltung des Arbeitsplatzes nach einer besonderen Gefährdungsbeurteilung zu chemischen Gefahrstoffen, biologischen Arbeitsstoffen sowie physikalischen Schadfaktoren

Ultraschalluntersuchung

Routinemäßig sind gemäß den Mutterschaftsrichtlinien lediglich drei Ultraschalluntersuchungen vorgesehen. In der Regel werden mehr als diese drei Untersuchungen im Laufe einer Schwangerschaft durchgeführt. Folgende Aspekte stehen bei den jeweiligen Untersuchungen im Vordergrund:

1. Trimenon (8+0 – 11+6 SSW) à 1. Screening

Sicherung der intrauterinen Lage

genaue Bestimmung des Gestationsalters anhand der Messung von Scheitel-Steiß-Länge (SSL) im 1. Trimenon (bis 12+0 SSW); anhand von US Veränderung des ET ab 1 Woche Abweichung zur letzten Periode möglich

frühzeitiges Erkennen von Mehrlingen

fetale Herzaktion ab 5. – 8. SSW nachweisbar

2. Trimenon (18+0 – 21+6 SSW) à 2. Screening

ausführliche Organuntersuchung

Kontrolle der somatischen Entwicklung des Feten

3. Trimenon (28+0 – 31+6 SSW) à 3. Screening

Beurteilung von Wachstum, Entwicklung und Lage des Kindes sowie des endgültigen Plazentasitzes zwecks Geburtsplanung

Die Ergebnisse der Untersuchungen werden im Mutterpass auf den S. 10+11 dokumentiert.

zusätzlich: erweiterte NT-Messung (zwischen 11+4. und 13+6. SSW)

Sonographische Bestimmung der Nackentransparenz
zusätzlich ggf. Serumbiochemie:
- ß-HCG ↑ - Trisomie 21
- ß-HCG ↓ - Trisomie 13, 18
- PAPP-A ↓ - Trisomie 13, 18, 21
- +/- Softmarker: Nasenbein, Ductus venosus, etc.

Individuelle Risikoberechnung à Suchtest für Chromosomenanomalien (Trisomie 13, 18, 21)

Je nach Ergebnis: Amniozentese zur Chromosomenanalyse anbieten

Alternative: NIPT (= nicht-invasive pränatale Testung), d.h. BE aus maternalem Serum à fetale DNA-Fragmente (cf-DNA); nicht vor 11 + 0 SSW empfohlen; Kosten als Selbstzahlerleistung zwischen 199 und 399 EUR

Ergebnisse aus weiterführenden Ultrschall- oder dopplersonographischen Untersuchungen werden im Mutterpass auf S. 14 dokumentiert.

Darüber hinaus bietet die S. 15 des Mutterpasses die Möglichkeit einer epikritischen Beurteilung des Schwangerschaftsverlaufes sowie von Geburt und Wochenbett. Zur Verfügung gestellt von: Dr. med. Fabian Riedel Universitäts-Frauenklinik Heidelberg Im Neuenheimer Feld 440 69120 Heidelberg fabian.riedel@med.uni-heidelberg.de