Staphylokokken können bei einem schwachen Immunsystem das Toxische Schocksyndrom, das insbesondere mit der Periode junger Frauen assoziiert wird, auslösen. Anhand einer ersten Testreihe wurde nun ein Impfstoff aus einem entgifteten Toxin des Bakteriums entwickelt.
Das Toxische Schocksyndrom (TSS) ist ein durch Bakterientoxine hervorgerufenes, schweres Kreislauf- und Organversagen, welches meist durch Staphylokokken ausgelöst wird. Erstmals wurde dieses Syndrom in den 1980er-Jahren beschrieben. Damals traten bei jungen Mädchen, die sogenannte „Super-Tampons“ während ihrer Periode verwendeten, allgemeine Symptome einer Blutvergiftung auf. Daher wurde die Erkrankung auch unter dem Begriff der „Tamponkrankheit“ bekannt. Dies führte später dazu, dass die Aufnahmefähigkeit der Tampons reglementiert wurde.
Staphylokokken besiedeln praktisch jeden Menschen, vor allem auf der Haut und an den Schleimhäuten. Für die meisten Menschen sind sie ohne jede Gefahr. „Aber bei Personen, deren Immunsystem angeschlagen ist, können sie zu schwerwiegenden Erkrankungen wie dem Toxischen Schocksyndrom führen“, erklärt Martha Eibl vom Institut für Immunologie der medizinischen Fakultät der Universität Wien. „Das betrifft unter anderem Dialysepatienten, chronisch Kranke, Menschen mit Lebererkrankungen und Personen nach Herz-Operationen. Zu 50 Prozent wird die Erkrankung aber noch immer mit der Menstruation junger Frauen assoziiert“, sagt Bernd Jilma von der Universitätsklinik für Klinische Pharmakologie. Die Forscher entwickelten nun einen Impfstoff aus einem entgifteten Toxin der Staphylokokken, welcher bei 46 jungen Frauen und Männern getestet wurde. „Der Impfstoff wird in die Oberarmmuskulatur injiziert, seine Wirkung gleicht der einer Tetanus-Impfung“, sagt Jilma.
„Die Immunisierung mit solchen Impfstoffen hält typischerweise fünf Jahre und länger“, so Jilma weiter. Der Geimpfte entwickelt Antikörper, die dann aktiv werden, wenn die Keime bedrohlich werden. Mittels Bluttest lässt sich ermitteln, ob jemand über zu wenig Antikörper verfügt - Risikogruppen könnten dann präventiv geimpft werden. „Wir sind auf einem guten Weg, bald einen Impfstoff zu haben, der vorbeugend gegen diese schwere Erkrankung wirkt. Aber bis zum klinischen Einsatz wird es noch Jahre dauern“, erklärt Eibl. In einer Phase-II-Studie, die über eine größere Probanden-Gruppe verfügt, sollen die ersten Ergebnisse nun überprüft werden. Originalpublikation: Safety, tolerability, and immunogenicity of a recombinant toxic shock syndrome toxin (rTSST)-1 variant vaccine: a randomised, double-blind, adjuvant-controlled, dose escalation first-in-man trial Michael Schwameiset al.; The Lancet Infectious Diseases, doi: 10.1016/S1473-3099(16)30115-3; 2016