Für pharmazeutische Hersteller sind Präparate zur Migränetherapie ein veritables Geschäft. Monoklonale Antikörper gegen CGRP stehen wissenschaftlich hoch im Kurs. Wer von Präparaten profitieren würde, ist noch unklar.
Nach wie vor stellt Migräne Forscher vor Rätsel. Sie entwickelten unter anderem die vaskuläre Hypothese mit Erweiterung von Blutgefäßen. Hinzu kommen neurogene Entzündungen mit entzündungsvermittelnden Botenstoffen als Theorie. In beiden Fällen spielt Calcitonin Gene-Related Peptide (CGRP) eine entscheidende Rolle. Das Neuropeptid wirkt bereits im picomolaren Bereich vasodilatatorisch und ist auch ein Entzündungsmediator. Über seine Rolle bei Migräneattacken wurde viel geschrieben. Jetzt beweist eine neue Veröffentlichung die Bedeutung von CGRP und eröffnet neue therapeutische Chancen.
Marcelo E. Bigal von Teva Pharmaceuticals hat zusammen mit Kollegen untersucht, welchen Effekt der monoklonale Antikörper TEV-48125 zeigt. Er inaktiviert den Effekt von CGRP. Der Forscher nahm 261 Patienten in seine randomisierte, placebokontrollierte Studie auf. Von ihnen erhielten 87 niedrig dosierte Spritzen des Proteins einmal pro Monat, und weitere 85 hoch dosierte Gaben. Ansonsten kamen Placebo-Injektionen um Einsatz. Alle Symptome wurden mit elektronischen Schmerztagebüchern erfasst. Bereits nach einer Woche verringerte sich die Zahl an Kopfschmerzstunden bei Verum um 9,1 und 11,4 Stunden versus 2,9 Stunden bei Placebo. Nach drei Monaten waren es unter Antikörper-Gabe 60 beziehungsweise 67,5 Stunden weniger, und unter Placebo nur 37. Weitere Studien laufen derzeit. Informationen zur langfristigen Sicherheit liegen noch nicht vor. 3D-Struktur von Calcitonin Gene-Related Peptide. Quelle: Wikimedia. TEV-48125 ist kein Einzelfall. Dass pharmazeutische Hersteller wie Teva viel Geld in ein neues Migränepräparat investieren, verwundert angesichts des gigantischen Marktes nicht. Weltweit leiden laut WHO rund 8 Prozent aller Männer und 18 Prozent aller Frauen an dieser Kopfschmerzform. Amgen hat AMG 334 in der Pipeline, und Eli Lilly setzt auf LY2951742. Alder Pharmaceuticals berichtet über ALD-403. Bei Merck/Allergan stehen mit MK-1602 und MK-8031 ebenfalls zwei Biologicals im Fokus. Welche Patienten von monoklonalen Antikörpern im Vergleich zu etablierten Therapien wie Triptanen profitieren, ist mehr als fraglich. Auf dem Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) werden früher oder später etliche Fragen hinsichtlich der Bewertung zukommen.