Die Staatsanwaltschaft Augsburg ermittelt gegen einen Narkosearzt wegen Verdacht auf Körperverletzung. In einer Klinik in Donauwörth wurden Patienten mit Hepatitis C infiziert. Inzwischen sind zwölf Fälle bekannt, weitere sind nicht ausgeschlossen.
Der mutmaßlich medikamentenabhängige und mit Hepatitis C infizierte Anästhesist soll laut Bericht der Augsburger Allgemeinen mindestens 12 Patienten vor oder bei Operationen in einer Klinik im schwäbischen Donauwörth angesteckt haben – Tendenz steigend.
Noch ist unklar, wie die Ansteckung stattgefunden haben könnte. Die Ermittler prüfen, ob der Anästhesist Narkosemittel mit zuvor selbst verwendeten Spritzen verabreichte. Auch andere Übertragungswege seien in Betracht zu ziehen, äußerte der Leiter des Gesundheitsamts gegenüber der Süddeutschen Zeitung: „Vielleicht hat er beim Legen von Kanülen oder Venenschläuchen Fehler gemacht.“ Im Labor wird untersucht, ob die Viren der betroffenen Patienten demselben Virenstamm angehören. Der Arzt wurde Ende April mit Medikamenten und Spritzen erwischt. Zuvor war es zu keinen Auffälligkeiten bei verwendeten Mitteln gekommen. Es kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, dass er Medikamente abzweigte. Die Staatsanwaltschaft muss unter anderem klären, ob es zu einer Verdünnung von für Patienten bestimmten Mitteln kam.
Laut Angaben des Landratsamts Donau-Ries war der Arzt zwischen November 2016 und April 2018 an fast 700 Operationen beteiligt – und dies umfasst bloß die im Dienstplan hinterlegten Operationen, nicht aber spontane Vertretungen von Kollegen. Entsprechend müssen an die 8.000 weitere Protokolle ausgewertet werden. Betroffene Patienten sollen spätestens Anfang nächster Woche informiert und aufgefordert werden, einen Bluttest zu machen. Der Anwalt des Anästhesisten sagte dem BR, dass der Verdächtige erst seit Mai von seiner Erkrankung wüsste und niemals bewusst Patienten einem gesundheitlichen Risiko ausgesetzt hätte. Er hatte sich in der vergangenen Woche bei seinem ehemaligen Arbeitgeber gemeldet und diesen über seine HCV-Infektion informiert. Sämtliche Mitarbeiter wurden bereits getestet, auch die Hygienemaßnahmen wurden überprüft.