In unserer dreiteiligen Reihe zur Nachberichterstattung über das Mittags-Symposium HOT TOPICS, das am 23. September 2016 im Rahmen der 71. DGVS Jahrestagung stattfand, fassen wir die Vorträge der drei Referenten zusammen.
Im ersten Vortrag „ADR – Das Maß aller Dinge?“ diskutierte Dr. Schachschal, stellvertretender Direktor der Klinik und Poliklinik für Interdisziplinäre Endoskopie am Universitätsklinikum Hamburg Eppendorf, die in den neuen Leitlinien festgelegte Adenomdetektionsrate (ADR) von 20 % als Qualitätsparameter für eine erfolgreiche Vorsorgekoloskopie.
Der Wert liegt den Ergebnissen der Studie von Karminski et al. zugrunde.1 Die Daten zeigten, dass ein Risiko für Intervallkarzinome bei einer ADR > 20 % deutlich geringer ist als bei einer ADR < 20%. Allerdings bliebe es laut Dr. Schachschal offen, ob auch ein linearer Zusammenhang zwischen steigender ADR und einem reduzierten Risiko für ein Intervallkarzinom besteht, wie die Datenbankanalyse von Corley et al. ermittelte.2
Eine solche Datenbankanalyse sei aber kritisch zu betrachten, da die Bewertung von Intervallkarzinomen aufgrund von unterschiedlichen Faktoren erschwert ist. Beispielsweise führen häufig administrative Fehler dazu, dass nicht alle als Intervallkarzinom eingestufte Karzinome „echte“ Intervallkarzinome sind.
Ob eine weitere Steigerung der ADR tatsächlich einen signifikanten Einfluss auf das Auftreten von Intervallkarzinomen hat, bleibt aktuell offen. Die Ergebnisse der Screeningkoloskopien in Deutschland zeigen, dass die Steigerung der ADR vor allem auf der vermehrten Detektion von kleinen Adenomen beruht. Möglicherweise kommen der Detektion fortgeschrittener Adenome aber eine größerer Bedeutung zu, da erste Untersuchungen zeigen, dass der Nachweis von hochgradigen Dysplasien in Adenomen vor allem mit der Größe der Adenome assoziiert ist.
Neben der Erkennung der Adenome, gibt es aber auch noch anderen Faktoren, welche den Erfolg einer Vorsorgekoloskopie beeinflussen können. Vor allem ist die Qualität der Abtragung ein wichtiger Parameter. Die Effektivität der Vorsorge kann weiterhin von der Risikoregion rechtes Kolon sowie den schwer erkennbaren sessilen serratierten Adenomen (SSA) beeinträchtigt werden.
Abschließend ist die ADR somit im Einzelnen ein guter Qualitätsparameter, löst aber für den Gesamterfolg nicht alle Probleme. So sollte auch die Größe der Adenome in Betracht gezogen werden und vor allem die Qualität der Abtragung.
Referenzen: 1. Kaminsky MF et al. N Engl J Med 2010; 362:1795-1803. 2. Corley DA et al. N Engl J Med 2014;370:1298-1306.
DE/MPR/1016/0292a