Berlin, 13. Oktober 2016. Jedes Jahr sterben in Deutschland mehr Menschen an Venenthrombose und Lungenembolie als durch Verkehrsunfälle, AIDS, Prostata- und Brustkrebs zusammen. Aktuelle Schätzungen gehen von bis zu 100.000 Todesfällen aus. „Die venöse Thromboembolie (VTE) ist eine häufige Erkrankung mit schweren Neben- und Folgeerscheinungen. Mehr öffentliche Aufmerksamkeit und ein Problembewusstsein bei allen Ärzten sind notwendig, um die Patientenversorgung künftig effizienter zu gestalten“, so Prof. Dr. Rupert Bauersachs, Deutsche Gesellschaft für Angiologie und Leiter des Aktionsbündnisses Thrombose.
Thrombose und Lungenembolie sind keinesfalls Alterserkrankungen: junge Menschen und Sportler können genauso betroffen sein wie Senioren und Schwerstkranke. Je jünger und gesünder der Patient, desto häufiger werden thromboembolische Ereignisse fehldiagnostiziert – unter Umständen mit fatalen Folgen. Leitlinien geben klare Empfehlungen für eine wirksame Risikoeinschätzung, Vorbeugung, zeitnahe Diagnostik sowie zuverlässige und sichere Therapiemöglichkeiten. Die konsequente Implementierung der Leitlinien zu Prophylaxe, Diagnostik und Therapie der VTE und eine reibungslose Zusammenarbeit zwischen Hausärzten, Spezialisten und medizinischem Assistenzpersonal sind die Voraussetzungen für eine optimale Patientenversorgung. Nicht zu vergessen sind dabei die vertrauensvolle Kommunikation mit den Betroffenen und deren Mitspracherecht bei der Therapie. Die Patientenbeteiligung ist in den neuen Leitlinien nämlich vorgesehen: „Über die Dauer der Antikoagulation nach einer Thromboembolie soll nach den neuen Leitlinien erstmals der Patient mitbestimmen“, erklärt Prof. Dr. Kemkes- Matthes, Präsidentin der Gesellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung.
„Dieses Krankheitsbild mit Frühsymptomatik und Komplikationen ist in der Aus- und Weiterbildung von Hausärzten ausreichend zu berücksichtigen und in der Fortbildung entsprechend zu behandeln“ so Wolfgang Meunier vom Deutschen Hausärzteverband. Auch die medizinischen Fachangestellten müssten geschult werden, die frühen Symptome einer drohenden Thrombose zu erkennen, da sie häufig vor dem Arzt die Beschwerden der Patienten erfahren, fügt Hannelore Loskill stellvertretend für das Aktionsbündnis Patientensicherheit hinzu. „Bei der Information von Patienten ist besonders darauf zu achten, dass Ängste abgebaut werden“ ergänzt PD Dr. Christoph Kalka, Deutsche Gefäßliga.
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe würdigt das Engagement der medizinischen Fachgesellschaften: „Der heutige Welt-Thrombose-Tag rückt die Vorbeugung, Erforschung und Behandlung von venösen Thrombosen in das öffentliche Bewusstsein. Es ist gut, dass sich die medizinischen Fachgesellschaften neben der Aufklärung für die Erforschung von Thrombosen und Lungenembolien einsetzen und mit ihren Leitlinien wertvolle Empfehlungen für Diagnostik und Therapie geben. Dadurch können die Haus- sowie Fachärzte die Versorgung der betroffenen Patientinnen und Patienten verbessern und so das Risiko einer venösen Thrombose und Lungenembolie vermindern. Gerne habe ich die Schirmherrschaft des Aktionsbündnisses Thrombose übernommen.“