63 % der Auszubildenden sind unzufrieden „Man findet einfach kein gutes Personal!“ Viele Ärzte beschweren sich über die mangelnde Qualität von Bewerberinnen. An den hohen Erwartungen wird es wohl kaum liegen, oder?
63 % der Auszubildenden sind unzufrieden
„Man findet einfach kein gutes Personal!“ Viele Ärzte beschweren sich über die mangelnde Qualität von Bewerberinnen. An den hohen Erwartungen wird es wohl kaum liegen, oder? – Der Schulabschluss muss stimmen. Eine gute mittlerer Reife ist das Mindeste. In Mathe und Deutsch wenigstens eine Zwei und in Biologie auch nicht viel schlechter. Die wichtigsten Eigenschaften sind Zuverlässigkeit, Teamfähigkeit und Leistungsbereitschaft. Und Motivation. Ohne sie geht es natürlich auch nicht. Außerdem sollen die Auszubildenden kommunizieren können und Konflikte geschickt lösen. Der Umgang mit Computern ist selbstverständlich und Kenntnisse in Sachen Marketing sollten bei der Generation ja auch schon irgendwie vorhanden sein. Und dann kann er schon losgehen. - Der erste Tag als Auszubildende in der Arzt- oder Zahnarztpraxis.
Für eine 16-Jährige Schülerin, die ansonsten bis 13.00 Uhr in der Schule saß und den Fokus auf die Freunde und Freizeit gerichtet hatte, ist das ein Berg an Herausforderungen. Und der tatsächliche Praxisschock steht sogar noch aus. - Doch zu hohe Erwartungen? Überforderung? Ja und nein. Fangen wir bei den Schulnoten an: Ob eine gute Mathenote wirklich relevant ist, sei einmal dahingestellt. Viele Ärzte fordern sie. Bei den wichtigsten Eigenschaften nimmt der Praxisinhaber die zentrale Rolle ein. Ist er zuverlässig, fördert er den Teamgedanken und wie honoriert er Leistungsbereitschaft? Kann er wirklich motivieren oder fühlen sich die Angestellten eher unter Druck gesetzt? Es können noch so viele Absprache getroffen werden. Wenn der Praxisinhaber seiner Vorbildfunktion nicht gerecht wird, fließen Tränen. Nicht selten enden sie in Kündigungen oder schlecht geleisteter Arbeit. Was sollen dann die Patienten denken? – Jede Angestellte hat das Ziel die Erwartungen des Chefs zu erfüllen. Doch es ist ein Prozess und bei jungen Menschen heißt dieser Ausbildung. Und Ausbildung ist Chefsache.
Doch hier keimt Kritik auf. Denn 63 % der Auszubildenden sind unzufrieden. Gefragt wurden 315 angehende Medizinische und Zahnmedizinische Fachangestellte aus Schleswig-Holstein. 24 % ärgern sich darüber, dass mit ihnen keine Personalgespräche geführt werden. „Gerade junge Mitarbeiterinnen benötigen diese“, sagt André Bernert von Medical Management Partner. Er betreut seit über 15 Jahren Praxen und weiß, wie wichtig das Gespräch zwischen Chef und Mitarbeiterin ist. „Es ist ein Zeichen von Wertschätzung und motiviert enorm.“ Eine Auszubildende aus Kiel sagte: „Wenn ich eine Frage habe, weiß ich gar nicht, wen ich ansprechen soll. Der Arzt hat sowieso keine Zeit für mich und die Kollegen sind zu beschäftigt. Daher lass ich es oftmals lieber und mache es so, wie ich denke.“ Mindestens 14 % ihrer Kolleginnen geht es genauso. Auch sie haben keinen festen Ansprechpartner, wodurch die meisten Fehler von Auszubildenden in der Praxis passieren. Ansprechpartner muss nicht unbedingt der Arzt sein. Da dieser ohnehin wenig Zeit hat, ist eine erfahrene Mitarbeiterin sogar besser geeignet. Aber bitte nicht planlos. Dienstpläne, Urlaubspläne, Pläne für das Qualitätsmanagement. Alles selbstverständlich in einer Arztpraxis. Aber einen Ausbildungsplan? 14 % der Befragten wünschen sich sehnlichst eine Struktur in ihrer Ausbildung, welche durch einen Plan gegeben wäre. Andere Kritikpunkte waren fehlende Sozialkompetenzen seitens des Chefs und Kollegen, Lernmöglichkeiten, pünktliche Arbeitszeiten sowie finanzielle Aspekte.
Fazit: Nur 37 % der Befragten sind zufrieden. Ein schlechtes Resultat für die Ärzte und gleichzeitig ein Spiegel. Denn beide Seiten haben hohe Erwartungen, die sich in vielen Fällen bedingen. Um die Fluktuation gering zu halten, ist die Zufriedenheit der Angestellten wichtig. Andernfalls werden neue Mitarbeiter benötigt, die dann erst eingearbeitet werden müssen. Das kostet Zeit und Geld und bringt viel Unruhe in die Praxis.
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