Der neue WHO-Diagnoseschlüssel gruppiert den Schlaganfall zu den neurologischen Erkrankungen. Experten begrüßen die Klassifizierung als angemessen und lang überfällig.
„Ich bin sehr erfreut über diese Entscheidung der WHO, die erst nach langem und zähem Ringen zustande gekommen ist“, kommentiert Prof. Werner Hacke, Präsident der World Stroke Organization (WSO). „Nur dem großen Einsatz der Vertreter der Weltföderation für Neurologie (WFN, Prof. Raad Shakir) und WSO (Prof. Bo Norrving) ist es zu verdanken, dass gegen den erheblichen Widerstand einzelner Fachgesellschaften diese lang überfällige Entscheidung getroffen wurde. Wir hoffen, dass dieser Paradigmenwechsel große Auswirkungen auf die Medizinpolitik und die Forschungsförderung haben wird."
Der WHO-Entscheidung sind intensive Diskussionen in der internationalen neurologischen Gemeinschaft vorangegangen. Noch im Oktober 2016 haben sich führende internationale Neurologen und Schlaganfall-Experten in einem Editorial im Fachmagazin Lancet besorgt über Änderungen im Entwurf für den neuen internationalen Diagnoseschlüssel ICD-11 der WHO gezeigt: Der neu geschaffene Abschnitt „zerebrovaskuläre Erkrankungen“ war von den neurologischen zu den Herz-Kreislauf-Erkrankungen verschoben worden.
„Die medizinischen Argumente dafür, den Schlaganfall im neuen WHO-Diagnoseschlüssel zu den neurologischen Erkrankungen zu gruppieren, waren immer schon überzeugend. Wir begrüßen daher die aktuelle Entscheidung der Statistik-Abteilung der WHO, die zerebrovaskulären Erkrankungen in der neuen ICD-11-Systematik thematisch dem Nervensystem zuzuordnen und nicht den kardiovaskulären Erkrankungen“, zitiert die WFN ihren Präsidenten Prof. Dr. Raad Shakir. Diese Entscheidung zur angemessenen Klassifikation von Schlaganfall sei ganz im Interesse der betroffenen Patienten. Damit sei auch sichergestellt, dass Ressourcenplanung und Finanzierung auf korrekten Daten beruhen werden, was bisher nicht der Fall war, betont Shakir.
An der 11. Revision des WHO-Diagnoseschlüssels ICD wird seit 2009 gearbeitet. Sie soll den medizinisch-wissenschaftlichen Fortschritt berücksichtigen und wird 2018 in Kraft treten. Der derzeit geltende ICD-10 beruht auf medizinischen Konzepten der 1950er-Jahre und spiegelt nicht mehr den aktuellen Stand der Medizin wider.
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