Der Blutzuckerspiegel von Typ-2-Diabetikern kann nicht nur durch körperliche Einflüsse, sondern auch durch die menschliche Psyche ins Schwanken gebracht werden. Dies zeigte jetzt ein Experiment, bei dem das Zeitgefühl der Probanden gezielt manipuliert wurde.
Ein Team aus Psychologen der Harvard University konnte jetzt beweisen, dass auch die Psyche einen entscheidenden Einfluss auf den Blutzuckerspiegel von Typ 2-Diabetikern hat. Um zu diesem Ergebnis zu gelangen, führten sie Experimente mit insgesamt 47 betroffenen Patienten durch. Alle Probanden durften acht Stunden vor Versuchsbeginn nichts mehr essen. Im Labor angekommen, spielten sie insgesamt 90 Minuten lang Videospiele. Hierbei wechselten sie im Takt von 15 Minuten zwischen drei unterschiedlichen, aber einfachen Spielen. Wer hat an der Uhr gedreht? Im Untersuchungsraum befand sich lediglich eine Uhr, alle anderen Geräte zur Zeitmessung mussten die Studienteilnehmer vor Beginn es Experiments abgeben. Während bei einem Teil der Teilnehmer die von der Uhr angegebene Zeit im normalen Tempo verging, lief die Uhr bei dem weiteren Teil der Gruppe doppelt so schnell. So hatten diese Probanden das Gefühl, der Versuch dauere insgesamt 180 Minuten anstelle der tatsächlichen 90 Minuten. Beim dritten und letzten Teil der Gruppe bekamen die Studienteilnehmer schließlich das Gefühl vermittelt, das Experiment dauere nur 45 Minuten. Die Uhr lief während des gesamten Zeitraums dementsprechend langsamer.
Vor und nach dem Versuch wurde bei allen Probanden der Blutzuckerspiegel gemessen. Die Ergebnisse zeigten, dass bei der Gruppe der Teilnehmer, die das Gefühl hatte, 180 anstatt nur 90 Minuten lang zu spielen, das Glucoselevel im Anschluss deutlich stärker gefallen war als bei den übrigen Studienteilnehmer. Sie zeigten dementsprechend auch ein deutlich stärkeres Hungergefühl. Bei den Probanden, für die das Experiment gefühlt nur 45 Minuten dauerte, senkte sich der Blutzuckerspiegel hingegen am geringsten. Ausschlaggebend für den Blutzuckerspiegel war also nicht die tatsächlich verstrichene Zeit, sondern die von den Probanden gefühlte Zeit. Der Einfluss der Psyche auf das Glucoselevel sei innerhalb der Studie erstmals untersucht worden, so die Angaben der durchführenden Wissenschaftler. Weitere Anschlussstudien sollen nun zeigen, ob ähnliche Auswirkungen auch bei gesunden Menschen oder Typ-1-Diabetikern auftreten. Lesen Sie hier mehr zu den neuen Studienergebnissen.