Der Schlundkopf (Pharynx) stellt sowohl die Verbindung zwischen der Mundhöhle (Cavum oris) und der Speiseröhre (Oesophageus), als auch zwischen Nasenhöhle (Cavum nasi) und Kehlkopf (Larynx), dar. Somit kann der Schlundkopf funktionell zum Verdauungstrakt, aber auch zum Atmungstrakt gerechnet werden, da er einerseits für den Weitertransport der Nahrung, andererseits für die Atemluft, zuständig ist.
1. Einführung
Der Schlundkopf (Pharynx, Rachen) stellt der kaudale Abschnitt des Kopfdarmes dar. Er schließt direkt an die Mundhöhle (Cavum oris) an und setzt sich nach kaudal in der Speiseröhre (Ösophagus) fort.
Neben einer weiterleitenden Funktion der Nahrung sowie der Atemluft vom Mund in die Speiseröhre bzw. Luftröhre (Trachea) stellt der Schlundkopf auch eine Verbindung zwischen Nasenhöhle (Cavum nasi) und Kehlkopf (Larynx) her.
Der Schlundkopf entwickelt sich aus dem Schlunddarm und umschließt die Schlundkopf- oder Rachenhöhle (Cavum pharyngis).
Die dorsale Wand des Schlundkopfes, die auch als Rachengewölbe (Fornix pharyngis) bezeichnet wird, grenzt an die Schädelbasis und die beiden ersten Halswirbel (Atlas und Axis). Zwischen der Pharynxwand und ihrer knöchernen Angrenzung verlaufen die Beuger des Atlantookzipitalgelenkes (besondere Kopfbeweger: Mm. rectus capitis ventralis et longus capitis). Beim Pferd grenzt das Rachengewölbe auch an den Luftsack. Außerdem liegt hinter den Seitenwänden des Pharynx beiderseits das Stylohyoideum, sowie die Mm. pterygoidei und der Ramus mandibulae. Gleichzeitig reicht der Pharynxboden vom Zungengrund über den Kehlkopfeingang bis auf die Ringknorpelplatte.
Das Gaumensegel (Velum palatinum) gliedert die Rachenhöhle (Cavum pharyngis) in eine dorsale und eine ventrale Etage. Das Gaumensegel, auch als weicher Gaumen (Palatum molle) bezeichnet, stellt die kaudale Fortsetzung des harten Gaumens (Palatum durum) dar. In Ruhestellung liegt es auf dem Zungengrund. Im Zuge des Schluckvorganges wird das Gaumensegel angehoben und gibt so den Weg für den Speisebrei in Richtung Ösophagus frei. Der freie Rand des weichen Gaumens trägt beim Schwein median einen kurzen Fortsatz, der dem Zäpfchen (Uvula) des Menschen vergleichbar ist.
Gleichzeitig zieht vom freien Rand des Gaumensegels beiderseits eine Schleimhautfalte nach kaudal in die Seitenwand der Rachenhöhle, die als Arcus palatopharyngeus bezeichnet wird. Dieser Bogen erstreckt sich bis zum Ösophaguseingang, verbindet sich dort mit dem der Gegenseite und bildet so das etwa horizontal stehende, kreisförmige bis ovale Ostium intrapharyngeum. Diese Öffnung stellt eine Verengung des Pharynxlumens sowie die Grenze zwischen dem dorsalen Atmungsrachen und dem ventralen Kehlrachen dar.
Eine zweite Schleimhautfalte, die als Arcus palatoglossus bezeichnet wird, erstreckt sich beiderseits als Fortsetzung der Gaumenschleimhaut vom Gaumensegel (Velum palatinum) nach ventral zur Zungenwurzel. Diese markiert die Grenze zwischen der Mundhöhle (Cavum oris) und dem Mundrachen (Rachenenge).
2. Pharynxabteilungen
Der Pharynx wird grundsätzlich in vier Abteilungen gegliedert:
2.1 Pars nasalis pharyngis (Nasopharynx)
2.1.1 Anatomie
Die Pars nasalis pharyngis (Nasopharynx) ist die dorsale Pharynxetage. Man bezeichnet sie aufgrund dessen auch als Nasen- oder Atmungsrachen, da sie über die Choanen (Choanae) mit der Nasenhöhle (Cavum nasi) in Verbindung steht.
Der Nasopharynx reicht kaudoventral bis zum Ostium intrapharyngeum, wobei er über die beiden Ohrtrompeten (Tubae auditivae) mit den Mittelohrhöhlen (Cavitas tympanii) kommuniziert. Dazu befindet sich beiderseits in den Seitenwänden der Pars nasalis pharyngis je ein schlitzförmiger Zugang in die Ohtrompete (Ostium pharyngeum tubae auditivae). Diese Verbindung zwischen dem Rachenraum und dem Mittelohr dient dem atmosphärischen Druckausgleich zwischen dem Mittelohr und der Außenwelt. Die Öffnungen sind stets verschlosen und öffnen sich nur kurz während des Schluckaktes bzw. beim Gähnen.
Beim Schwein findet man an der Dorsalwand des Nasopharynx, unmittelbar dorsal des Speiseröhreneingangs einen Schleimhautblindsack (Diverticulum pharyngeum).
2.1.2 Histologie
Die Schleimhaut ist mit einem respiratorischen Epithel versetzt, das zahlreiche Becherzellen enthält. Gleichzeitig enthält die Propria und die Submukosa viel lymphatisches Gewebe, das beim Pferd und Schwein in Gestalt von Folliculi tonsillares angeordnet ist. Außerdem ist das lymphatische Gewebe als Rachenmandel (Tonsilla pharyngea) an der kaudodorsalen Wand des Nasopharynx beim Wiederkäuer und Schwein mit bloßem Auge deutlich erkennbar. Hinzu kommt eine Tubenmandel (Tonsilla tubaria), die in der Umgebung des Zugangs zur Ohrtrompete beim Wiederkäuer und Schwein ausgebildet ist. Alle lampathischen Bildungen sind Teile des Waldeyer-Rachenrings, der die Übergänge von der Nasen- bzw. Mundhöhle in den Pharynx schützt.
Die Mandeln gehören zu den sekundären lymphatischen Organen, genauer gesagt zu den lymphoepithelialen Organen. Hier kommen die Antigene nach Passage des Epithels mit dem lymphatischen Gewebe in Kontakt, und nicht wie bei der zweiten Gruppe die sekundären lymphatischen Organe, den lymphoretikulären Organen, über die Lymph- oder Blutzirkulation.
Genauere Informationen zum Aufbau von lymphatischen Organen: siehe Lehrbücher.
2.2 Pars oralis pharyngis (Oropharynx)
2.2.1 Anatomie
Der Oropharynx erstreckt sich als untere Pharynxetage von den Arcus palatogossi bis zur Kehldeckelbasis. Aufgrund der Lage wird dieser Pharynxabschnitt auch als Mundrachen bezeichnet. Das Dach des Oropharynx wird vom Gaumensegel (Velum palatinum) gebildet. Die Öffnung, die den Übergang von der Mundhöhle (Cavum oris) in den Oropharynx darstellt, wird als Rachenenge (Isthmus faucium) bezeichnet. Diese Engstelle wird dorsal vom weichen Gaumen, lateral von den Arcus palatoglossi (Schleimhautfalte) und ventral vom Zungengrund gebildet.
2.2.2 Histologie
Die Seitenwände des Mundrachens enthalten die Gaumenmandeln (Tonsilla palatina). Sie liegen zwischen dem Arcus palatopharyngeus und dem Arcus palatoglossus. Beim Fleischfresser bildet sich zwischen beiden Falten eine Einsekung aus, die Tonsillarbucht (Fossa tonsillaris), in die sich die Mandel einsenken.
Beim Pferd hingegen findet man die Gaumenmandeln als 10 bis 15 Millimeter große lange, ovale Wülste beiderseits vor der Kehldeckebasis.
Beim Wiederkäuer sind die Gaumenmandeln in die dorsolaterale Seitenwand des Mundrachens eingebettet, sodass sie beim Rind etwa Walnussgröße erreichen und in eine enge, tiefe Höhlung (Sinus tonsillaris) zum liegen kommen.
Schweine besitzen keine Gaumenmandeln.
Neben den Gaumenmandeln findet man noch die Tonsilla veli palatina und die Tonsilla paraepiglottica. Erstere kommen beim Pferd und Schwein als Anhäufung von Folliculi tonsillares an der mundrachenseitigen Oberfläche des weichen Gaumens vor. Die Tonsilla paraepiglottica besitzen Schafe, Ziegen, Schweine und Katzen. Bei der Katze liegen diese jedoch in der Plica aryepiglottica, bei den anderen Tierarten lateral an der Epiglottis.
2.3 Pars laryngea pharyngis (Laryngopharynx)
2.3.1 Anatomie
Der Laryngopharynx nimmt seinen Beginn am Ostium intrapharyngeum und reicht von der Kehldeckelbasis bis zum Speiseröhreneingang (Aditus oesophageus). Aufgrund seiner Lage wird er auch als Kehlrachen benannt. Der Hohlraum des Laryngopharynx wird vom als Kehlkopfkrone weit in den Kehlrachen vorspringenden Kehlkopf dominiert. Auf beiden Seiten der Kehlkopfkrone verläuft eine Rinne (Recessus piriformis), durch welche Flüssigkeiten und Speisen in den Ösophagus geleitet werden.
2.4 Vestibulum oesophagi (Pars oesophagea pharyngis)
2.4.1 Anatomie
Das Vestibulum oesophagi stellt die vierte Pharynxabteilung dar und wird auch als Pars oesphagea pharyngis bezeichnet. Dieser Abschnitt liegt zwischen den beiden Gießkannenknorpeln (Cartilago arytenoidea) des Kehlkopfes und dem Speiseröhreneingang (Aditus oesophageus). Beim Fleischfresser ist das zum Pharynx gehörende Vestibulum oesophagi gegen die sich anschließende Speiseröhre durch eine zirkuläre Verdickung (Limen pharyngooesophageum) abgesetzt.
3. Pharynxöffnungen
Der Pharynx weist in Summe mehrere Öffnungen auf, die sowohl als Eintritt- als auch als Austrittspforte dienen. Folgende Tabelle gibt einen Überblick über sämtliche Öffnungen des Schlundkopfes:
4. Pharynxwand
4.1 Histologie
Die Schleimhaut (Tunica mucosa) des Pharynx ist je nach Abschnitt unterschiedlich aufgebaut. Im Atmungsrachen (Pars nasalis pharyngis), der funktionell betrachtet zur Nasenhöhle gezählt wird, findet man mehrreihiges Flimmerepithel mit reichlich Becherzellen und gemischten Drüsen.
Der Kehl- (Pars laryngea pharyngis) und Mundrachen (Pars oralis pharyngis) dient sowohl als Atmungs- als auch als Speiseweg. Aufgrund dessen sind diese Abschnitte mit einer kutanen Schleimhaut ausgekleidet. Die unter der Tunica mucosa befindliche Submukosa (Tela submucosa) enthält muköse Drüsen, deren schleimiges Sekret das Gleiten der Bissen beim Schlucken erleichter.
Die im Anschluss an die Submukosa folgende Muskuklaris (Tunica muscularis) der Pharynxwand wird von quergestreiften Muskeln gebildet. Nach deren Funktion sind sie in mehrere Schlundkopfschnürer (Musculi constrictores pharyngis) und einen Schlundkopferweiterer.
4.2 Anatomie
4.2.1 Muskulatur
Die Muskeln der Schlundkopfschnürer sind bilateral symmetrisch angelegt und bilden dabei Muskelbögen, die das Rachendach umfassen und ausnahmslos in einem medianen Sehnenstreifen (Raphe pharyngis) inserieren. Folgende Muskeln bilden die Gruppe der Schlundkopfschnürer und Schlundkopferweiterer:
Musculi constrictores pharyngis rostrales (rostrale Schlundkopfschnürer):
Musculi constrictores pharyngis medii (mittlere Schlundkopfschnürer):
Musculi constrictores pharyngis caudales (kaudale Schlundkopfschnürer):
Schlundkopferweiterer:
Die gesamte Schlundkopfmuskulatur wird durch die Rachenfaszie (Fascia pharyngobasilaris) bedeckt, weshalb sie von außen nicht ersichtlich ist. Über diese Faszie ist der Schlundkopf an der Schädelbasis befestigt. Außerdem erfolgt die Verbindung zwischen Rachenwand und Umgebung durch eine lockere Bindegewebsschicht. Der so entstehende Verschiebespalt (Parapharyngealraum) gliedert sich in ein dorsal gelegenes Spatium retropharyngeum und das beiderseits des Schlundkopfes angeordnete Spatium lateropharyngeum.
Sowohl das Spatium retropharyngeum als auch das Spatium lateropharyngeum stehen über den von der Halsfaszie (Fascia cervicalis) umschlossenen Eingeweideraum des Halses mit dem Mediastinum (Mittelfell) in Verbindung. Aufgrund dieser Kontaktverhältnisse können sich Infektionen des Parapharyngealraumes bis in das Mediastinum ausbreiten.
4.2.2 Innervation
Der Pharynx wird über den Plexus pharyngeus, gebildet aus Fasern vom Nervus glossopharyngeus (IX) und Nervus vagus (X), versorgt. Gleichzeitig strahlen noch sympathische Fasern aus dem Ganglion cervicale craniale in den Pharyngealplexus ein.
5. Gaumensegel
5.1 Anatomie
Das Gaumensegel (Velum palatinum), welches auch als weicher Gaumen (Palatum molle) bezeichnet wird, gliedert das Cavum pharyngis (Schlundkopfhöhle) in eine dorsale und eine ventrale Etage.
5.1.1 Muskulatur
Das Gaumensegel wird durch drei Muskel bewegt:
5.1.2 Innervation
Das Gaumensegel wird, gleich dem Pharynx, über den Plexus pharyngeus innerviert. Dieser besteht aus Fasern des Nervus glossopharyngeus (IX) und Nervus vagus (X). Hinzu kommen noch sympathische Fasern von Ganglion cervicale craniale.
5.2 Histologie
Die Schleimhaut (Tunica mucosa) der dorsalen Etage trägt respiratorisches Epithel, während die dem Mundrachen zugewandte Fläche (ventrale Etage) mit kutaner Schleimhaut bedeckt ist.
Unter der Schleimhaut der Dorsalseite des Gaumensegels (ventrale Wand der dorsalen Etage) verläuft ein Sehnenblatt (Aponeurosis palatina), welches den weichen Gaumen am Os palatinum (Gaumenbein) befestigt.
(Literatur: Literatur: Salomon, Franz-Viktor, Hans Geyer, and Uwe Gille, eds. Anatomie für die Tiermedizin. Enke, 2008.)