Low-Carb-Diäten, der Nutzen von ASS und der Risikoindikator Stirnfalten – das sind einige Highlights des Europäischen Kardiologenkongresses in München. Vom 25. bis 29. August trafen sich rund 31.000 Mediziner aus aller Welt. Ein Best-Of der Studien.
Sehr hohe HDL-Cholesterin-Werte sind mit einem erhöhten Risiko für Herzinfarkt und Tod assoziiert. Das berichten Wissenschaftler auf Basis einer Kohorte mit 5.965 Personen. Menschen mit einem HDL-Wert von über 60 mg/dL (1,5 mmol/L) hatten ein um fast 50 Prozent erhöhtes Risiko, an einer Herz-Kreislauf-Krankheit zu versterben oder einen Herzinfarkt zu erleiden, als Probanden mit Werten zwischen 41 und 60 mg/dL (1,1-1,5 mmol/L). Hohe Spiegel an vermeintlich „gutem Cholesterin“ seien also nicht so unbedenklich, wie bislang angenommen.
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Wenig Kohlenhydrate – geringere Lebenserwartung
Patienten mit Übergewicht schätzen Low-Carb-Diäten. Solche Programme erhöhen jedoch das Risiko eines vorzeitigen Todes durch koronare Herzkrankheit, Schlaganfall und Krebs. Das fanden Wissenschaftler bei der Auswertung einer Stichprobe von 24.825 Teilnehmern der US-amerikanischen Gesundheits- und Ernährungsstudie NHANES heraus. Verglichen mit Probanden mit hoher Kohlenhydrataufnahme, erhöhte sich das Risiko der allgemeinen Sterblichkeit um 32 % bei Teilnehmern, die sehr wenig Kohlenhydrate zu sich nahmen. Laut Autoren sollten Ärzte ihren Patienten nicht zu dieser Diät raten.
Tiefe Stirnfalten als neuer Risikoindikator
Nach einer Studie mit 3.200 Erwachsenen könnten vermehrt auftretende tiefe Stirnfalten Hinweise auf ein höheres Sterberisiko durch Herz-Kreislauf-Erkrankungen liefern. Je größer der Falten-Score war, das heißt je mehr und tiefere Stirnfalten die Probanden hatten, desto höher war das kardiovaskuläre Mortalitätsrisiko. Bei Menschen mit dem höchsten Score erhöhte sich das Risiko um 10 %. Die Autoren sehen darin einen schnellen und kostengünstigen Weg zur Erstdiagnose.
Aspirin bei niedrigem KHK-Risiko – Einsatz bleibt umstritten
Ob Patienten mit einem moderat erhöhten Schlaganfall- oder Herzinfarktrisiko von ASS 100 mg/Tag profitieren, bleibt auch nach der ARRIVE-Studie mit 12.546 Teilnehmern unklar. Kardiovaskuläre Ereignisse traten bei 269 (4,29%) Personen in der ASS-Gruppe gegenüber 281 (4,48%) in der Placebo-Gruppe auf. Der Unterschied war statistisch nicht signifikant.
Starke Temperaturschwankungen – mehr Herzinfarkte
Schwankt die Temperatur innerhalb von 24 Stunden mehr als 17,7 ° C führt das zu einer signifikanten Zunahme von Herzinfarkten. Forscher hatten für ihre Studie über einen Zeitraum von acht Jahren 18.075 Patienten mit akutem Koronarsyndrom eingeschlossen. Vermutet wurde, dass körperliche Belastung im Freien insbesondere an kalten Tagen, z.B. Schneeschaufeln, zu mehr Herzinfarkten führt. Mit Ausnahme von starken Temperaturschwankungen, gibt es aber hinsichtlich des Herzinfarktrisikos keinen signifikanten Unterschied zwischen Tagen mit oder ohne Schneefall.