Präparate mit Weißdorn haben eine lange Tradition zur Behandlung von Herzerkrankungen, auch deshalb, weil sie wenig Nebenwirkungen haben. Doch wie effizient ist die pflanzliche Arznei? Kardiologen zeigen jetzt, dass das Spezialextrakt WS®1442 sicher und wirksam ist.
Obwohl eine Herzinsuffizienz Menschen jeden Alters betreffen kann, sind die meisten Patienten mehr als 65 Jahre alt und häufig multimorbid. Sie nehmen dauerhaft mehrere Arzneistoffe ein, was Pharmakotherapien weiter erschwert. Professor Dr. Christian J.F. Holubarsch vom Park-Klinikum Bad Krozingen zeigt im Rahmen einer Literaturübersicht, dass das Weißdorn-Extrakt WS®1442 bei Patienten mit Herzinsuffizienz der NYHA-Klassen II bzw. III sicher und wirksam ist. Zur Beurteilung der Ergebnisse sollte man wissen, dass die Arbeit von einem Hersteller für pflanzliche Arznei- und Nahrungsergänzungsmittel finanziell unterstützt wurde.
Bei seiner Recherche fand Holubarsch mehrere Studien (u.a. Daniele C, Härtel S), die zeigten, dass Weißdorn-Präparate nur wenige und vor allem vorübergehende, nicht schwerwiegende Nebenwirkungen verursachen. Schwerwiegende Nebenwirkungen seien für WS®1442 bisher keine beobachtet worden, schreibt der Erstautor. Es gab auch keine Hinweise auf Wechselwirkungen mit ACE-Hemmern, Betablockern, Spironolacton, Digitalis oder Nitraten. Daraus folgert Holubarsch, dass das untersuchte Weißdorn-Extrakt auch bei Patienten mit Polymedikation eingesetzt werden könne.
Doch über die Literaturübersicht hinaus gibt es auch randomisierte, kontrollierte Studien, die zeigen, dass WS®1442 die Herzleistung und Belastbarkeit bei Patienten mit leichter bis mittelschwerer Herzinsuffizienz verbessert. Außerdem lindert das pflanzliche Arzneimittel Ödeme, Dyspnoe und Müdigkeit und mindert so die Krankheitsbelastung von Patienten. Im Gegensatz zu anderen Medikamenten, bei denen auch gezeigt wurde, dass sie zu solchen Ergebnissen führen, gab es beim Weißdorn-Extrakt keine negativen Auswirkungen auf das Gesamtüberleben.
Speziell bei Patienten mit HF-pEF (heart failure with preserved ejection fraction, Herzinsuffizienz bei erhaltener systolischer Pumpfunktion) gibt es derzeit keinen Goldstandard bei der Medikation. Die Leitlinie empfiehlt, Medikamente anhand der Symptome einzusetzen. Wie Holubarsch zusammenfast, hätten Digitalis, ACE-Hemmer, AT1-Rezeptorantagonisten, Ivabradin, Ranolazin und Spironolacton keine oder nur schwach positive Effekte. WS®1442 hingegen verbessere die Kontraktionskraft des Herzens, verringert mögliche Beschwerden und verbessert damit die Lebensqualität von Patienten.
Auch die Cochrane Collaboration hat sich mit Weißdorn-Extrakten befasst. Eine Review brachte herstellerunabhängig 14 Studien zu Tage. Sie unterscheiden sich aufgrund der Methodik und der verwendeten Extrakte teils stark voneinander. In den meisten Arbeiten wurde Weißdorn als Ergänzung zur leitliniengerechten Behandlung verwendet.
Zehn Studien mit 855 Patienten mit chronischer Herzinsuffizienz (NYHA-Klassen I bis III) lieferten Daten, die für eine Metaanalyse geeignet waren. Hier verbesserten sich unter Verum nicht nur physiologische Parameter. Patienten litten seltener an Symptomen wie Kurzatmigkeit und Müdigkeit. Nebenwirkungen waren selten, mild und vorübergehend. Darunter waren vor allem Übelkeit, Schwindel, Herz- und Magen-Darm-Beschwerden.
„Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass es einen signifikanten Nutzen bei der Symptomkontrolle und den physiologischen Ergebnissen von Weißdornextrakt als Begleittherapie bei chronischer Herzinsuffizienz gibt“, fassen die Autoren zusammen.