Seit Anfang Juli leisten viele Apotheken ihren Beitrag, um Plastikmüll zu vermeiden. Während einige von ihren Kunden eine Gebühr für Plastiktüten verlangen, verzichten andere ganz auf Tragetüten. Was die Umwelt freut, schadet dem Marketing, aber auch der Diskretion.
Plastiktüten sollen europaweit deutlich seltener genutzt werden. Grund genug für viele Apotheker, seit Juli von Kunden einen Obolus zu verlangen. Die Höhe der Gebühr können Inhaber selbst bemessen. Viele Apotheker und PTA fragen Kunden aber auch direkt, ob sie einen Beutel benötigen. „Wir unterstützen die gesellschaftlichen Ziele Umweltschutz und Nachhaltigkeit“, sagt ABDA-Präsident Friedemann Schmidt. Gleichzeitig macht er klar: „Die ABDA als Dachorganisation der Apotheker will und kann dem einzelnen Apothekenleiter keine Vorschriften machen. Deshalb haben wir unsere Mitglieder, die Apothekerorganisationen auf Landesebene, darum gebeten, die Apotheken entsprechend zu informieren. Das hat erfreulicherweise bundesweit flächendeckend funktioniert.“
Zu ähnlichen Resultaten kommt eine aktuelle APOkix-Umfrage des Instituts für Handelsforschung (IFH) unter rund 230 Apothekenleitern. Bei Kunden sind die umstrittenen Behältnisse immer noch beliebt: Mehr als neun von zehn Kollegen wollen deshalb ihren Beitrag leisten, um sinnlosen Müll zu vermeiden, wenn auch mit unterschiedlichen Strategien. Ein Blick auf bereits umgesetzte Maßnahmen: 79 Prozent halten Tragetaschen aus anderen Materialien wie Papier oder Stoff bereit. 71 Prozent geben Plastiktüten nur noch auf Nachfrage hin ab, und 28 Prozent verlangen dafür eine Gebühr. Zum gänzlichen Verzicht konnten sich bislang 21 Prozent durchringen. 32 Prozent begleiten ihre Aktion sogar mit einer Kampagne. Deutlich mehr Kollegen denken über Maßnahmen zur Vermeidung von unnötigem Kunststoffmüll nach.
Ganz ohne Tragetaschen wird es in Zukunft aber kaum funktionieren. Rund 30 Prozent der APOkix-Teilnehmer finden, bei der Abgabe verschreibungspflichtiger Medikamenten sollte auf eine Gebühr verzichtet werden. Für jeden vierten Umfrageteilnehmer tragen Plastiktüten wesentlich zur Diskretion in der Apotheke bei und sollten nicht kostenpflichtig sein. Als Werbeträger spielen die Behältnisse ebenfalls eine Rolle – nicht nur aufgrund ihres Aufdrucks, sondern auch durch die Möglichkeit, Infomaterialien an Patienten zu bringen. Mehr als sieben von zehn APOkix-Teilnehmern sind der Meinung, man könne wenig umweltfreundliche Varianten durch Tragetaschen aus anderen Materialen ersetzen. Diskrete Verpackung, Funktion und Nachhaltigkeit müssen sich nicht widersprechen.