Im Gegensatz zu anderen Nationen haben Deutschlands Gesundheitspolitiker ein Problem mit Dauerrezepten. Das kam einer niederländischen Versandapotheke nur gelegen: Sie bietet die „Pille“ online als Abonnement an.
„Keine Lust mehr, rechtzeitig an Ihr Pillen Rezept zu denken, keine Zeit um alle drei Monate zum Gynäkologen zu gehen und evtl. noch die Praxisgebühr zu bezahlen? Reichen Sie uns einmalig Ihr Pillen Rezept ein und wir dürfen dies nach niederländischem und europäischem Gesetz als Dauerrezept an Sie beliefern.“: Mit diesen Worten buhlt Pilleabo.de um die Gunst von Kundinnen. Als klischeehafte Protagonisten kommen beim Marketing „Claudia, eine berufstätige Mutter“ und „Monika, eine leitende Assistentin“, in das Spiel. Beide haben wenig Zeit und schätzen deshalb ihr Pillenabo.
Hinter Pilleabo.de steckt der Versender Holland-Apo.de. Er bewegt sich auf vergleichsweise sicherem Terrain: In den Niederlanden sind Dauerrezepte anders als in Deutschland legitim. Kontrazeptiva gelten dabei als Spezialfall: Ärzte müssen keine Höchstmenge auf ihrer Verschreibung angeben. Apotheker entscheiden ihrerseits, wann sie von ihrer Kundin ein neues Rezept verlangen. Dass grenzübergreifende Dienstleistungen ein lohnenswertes Geschäftsmodell darstellen, ist seit DrEd kein Geheimnis mehr.
Gerrit Jan Dannijs, Apotheker und Inhaber von Pillenabo.de, scheint dem Frieden aber nicht zu trauen. In einer Meldung räumt er mit tatsächlichen oder vermeintlichen Vorurteilen auf. „Die Antibabypille ist ein rezeptpflichtiges Medikament, daher ist ein Gynäkologenbesuch auch beim Pillen-Abo unumgänglich“, so Dannijs. Nach dem ersten Rezept erhalten Frauen ihr Präparat im Dreimonatstakt. Kontrolluntersuchungen sollten sie trotzdem „ab und zu wahrzunehmen“ – bei Komplikationen natürlich sofort. Ansonsten verweist er auf das EU-Sicherheitslogo seiner Versandapotheke und auf europaweite Sicherheitsstandards bei Arzneimitteln.
Eine offizielle Stellungnahme von Gynäkologen gibt es derzeit noch nicht, mit Kritik ist allerdings zu rechnen. Bereits die Abgabe oraler Notfallkontrazeptiva durch Apotheker schlug hohe Wellen. In Deutschland stehen Dauerverordnungen nicht auf der gesundheitspolitischen Agenda, was Pillenabo.de zusätzlich in die Hände spielt. Das Thema hat Konfliktpotenzial: Frontal21 und die Hamburger Verbraucherzentrale fanden heraus, dass Frauenärzte beim Thema Verhütung mehr schlecht als recht beraten. Sie informierten Patientinnen mangelhanft über mögliche Risiken und verordneten Drospirenon allzu kritiklos, ohne Thromboserisiken abzufragen. Kritiker am niederländischen Versender haben schlechte Karten.