Der oft harmlose Pilzerreger Candida Albicans kann bei einem geschwächten Immunsystem tödlich verlaufen. Das Enzym CBL-B deutet auf eine neue Therapiemöglichkeit hin. Wurde CBL-B im Mausmodell blockiert, konnte die körpereigene Abwehr eine Infektion erfolgreich in Schach halten.
Jeder vierte Mensch leidet im Laufe seines Lebens unter unangenehmen Pilzinfektionen der Haut oder Schleimhaut. Weniger bekannt ist jedoch, dass Pilzinfektionen jährlich rund 1,5 Millionen Menschenleben fordern. Ein Befall des einzelligen Hefepilzes Candida albicans verläuft bei gesunden Menschen meist harmlos und lässt sich gut behandeln. Für ein geschwächtes Immunsystem kann die Infektion jedoch eine fungale Sepsis sowie massive Organschäden zur Folge haben und somit lebensbedrohlich werden. Derartig invasive Infektionen enden zu etwa 40 % Prozent tödlich. Im Klinikalltag spielen Pilzinfektionen bei Menschen mit geschwächter Immunabwehr eine immer größere Rolle. Längere Aufenthalte in Krankenhäusern aber auch Organtransplantationen oder Tumortherapien sind häufig mit einer kurz- bis langfristigen Schwächung oder gar Schädigung des Immunsystems verbunden. Zusätzlich zu einer schwierigen Diagnose mangelt es bisher an effektiven antifungalen Therapiemöglichkeiten, um Infektionen in diesem fortgeschrittenen Stadium bekämpfen zu können.
Wiener Wissenschafter haben nun entschlüsselt, wie sich das Immunsystem erfolgreich gegen eine Invasion von Candida albicans zur Wehr setzen kann. Die Molekularbiologen Gerald Wirnsberger und Florian Zwolanek aus den Arbeitsgruppen von Josef Penninger (IMBA - Institute of Molecular Biotechnology) und Karl Kuchler (MFPL - Max F. Perutz Laboratories) konnten nun nachweisen, dass das Enzym CBL-B und ein Signalüberträger namens SYK eine besondere Rolle bei der Immunantwort gegen Candida spielen. SYK arbeitet mit dem Immunrezeptor an der Zelloberfläche und leitet das Signal für die gezielte Abwehr gegen den Pilzerreger weiter, während CBL-B die Signalübertragung für die Immunantwort bremst und schließlich ganz abschaltet indem es SYK zerstört. In einem nächsten Schritt entwickelten die Forscher ein völlig neuartiges Protein, einen Inhibitor, um CBL-B bei Mäusen gezielt zu blockieren. Eine invasive Candida Infektion konnte dadurch erfolgreich abgewehrt werden, während Mäuse, bei denen CBL-B aktiv war, innerhalb kurzer Zeit der systemischen Candida Infektion erlagen. Die Ergebnisse der Studie könnten den Weg für eine neue Therapie gegen invasive Pilzinfektionen ebnen.
„Unsere Forschung ist ein erster Meilenstein zu einer völlig neuen Art der Behandlung gegen Candida albicans: Erstmals können wir die Immunantwort, die durch CBL-B moduliert wird, gezielt lenken. Diese neuartige Therapiemethode könnte sich als klinisch sehr erfolgreich herausstellen, vor allem in Kombination mit bereits existierenden Therapiemethoden, bei denen nur das Wachstum der Pilze blockiert werden kann“, äußert sich Karl Kuchler von der Meduni Wien zu den Ergebnissen der Arbeit. Auch Josef Penninger, wissenschaftlicher Direktor des IMBA, zeigt sich optimistisch: „Für die Medizin von morgen wird es immer wichtiger, die molekularen Rätsel der Immunabwehr zu entschlüsseln, um in Folge diesen körpereigenen Schutzschild gegen einen bestimmten Eindringling stärken zu können. Bei dem oft fatalen Pilz Candida albicans ist uns dies nun gelungen.“ Originalpublikation: Inhibition of CBLB protects from lethal Candida albicans sepsis Gerald Wirnsberger et al.; Nature Medicine, doi:10.1038; 2016