Weltweit sind multiresistente Bakterien auf dem Vormarsch. Innerhalb einer kleineren Studie konnten jetzt Colistin-resistente Erreger in Stuhlproben von Urlaubern nachgewiesen werden. Eine wichtige Möglichkeit zur Therapie multiresistenter Keime könnte dadurch wegfallen.
Touristen bringen immer häufiger neue resistente Krankheitserreger aus dem Urlaub mit nach Hause. Diese multiresistenten Keime stellen eine zunehmende Herausforderung für das Gesundheitssystem dar, die Therapiemöglichkeiten durch Antibiotika nehmen immer weiter ab. Reserveantibiotika wie Carbapeneme sind breit wirksame Antibiotika, die in Notfällen gegen multiresistente Bakterien zum Einsatz kommen. Wenn sie unwirksam werden, kommt Colistin als letzte Reserve zum Einsatz. Besteht aber auch dagegen eine Resistenz, kann eine ausweglose Situation ohne Behandlungsoption entstehen.
Mikrobiologen der Universität Bern haben jetzt innerhalb einer kleineren Studie [Paywall] die Bakterienpopulation im Darm von 38 Urlaubern aus der Schweiz untersucht. Hierfür wurden den Probanden vor und nach einer Indienreise Stuhlproben entnommen. Ihre Aufenthaltsdauer betrug im Schnitt 18 Tage. Im Vorfeld der Reise zeigten sie keinerlei Symptome.
Nach ihrer Rückkehr litten 39 % der Studienteilnehmer an Reisedurchfall. Es zeigte sich außerdem, dass 76 % multiresistente Bakterienstämme aufwiesen. 11 % davon hatten zudem Colistin-resistente Stämme in ihren Stuhlproben. Eine dieser Stämme enthielt auch das Resistenzgen mcr-1. Es wird durch Plasmide weitergegeben und ist zwischen den Bakterienstämmen übertragbar. So kann es sich leichter verbreiten und auch andere Erreger können eine Colistin-Resistenz bekommen.
„Die Ansteckung mit Colistin-resistenten Bakterien auf Reisen ist ein Phänomen, das wir sorgfältig beobachten müssen, um die Ausbreitung von solch unbehandelbaren Super-Keimen in der Schweiz zu verhindern – einem Land, das von diesem Problem noch relativ unberührt ist“, so Prof. Andrea Endimiani, der Hauptautor der Studie. Um die Ausbreitung der Super-Keime weiter im Auge zu behalten, empfehlen die Forscher die Einführung engmaschiger Monitoringprogramme.
Das Colistin-Resistenzgen mcr-1 wurde im Jahr 2014 in China dentdeckt. Bereits Anfang des Jahres konnten Wissenschaftler des Deutschen Zentrums für Infektionsforschung (DZIF) und des Instituts für Medizinische Mikrobiologie der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) das Gen auch in Deutschland nachweisen. Lesen Sie hier mehr über die Studie.