Keime und kein Ende: Weltweit hohe Infektionsraten mit Chlamydia trachomatis haben Forscher aufgerüttelt. Kurzfristig helfen Antibiotika, auch als einmalige Gabe. Mittelfristig bleibt die Hoffnung auf Schutzimpfung.
Chlamydia trachomatis gehört weltweit zu den häufigsten Erregern sexuell übertragbarer Infektionen. Das Robert-Koch-Institut gibt auf Basis unterschiedlicher Publikationen Prävalenzraten von 6 bis 20 Prozent in der Bevölkerung an. Bei Frauen verlaufen bis zu 80 Prozent aller Genitalinfektionen asymptomatisch, ziehen aber chronisch-inflammatorische Prozesse nach sich. Extrauterine Schwangerschaften und die sekundäre Sterilität sind mögliche Folgen. Bei Männern kann es zu Urethritis, Epididymitis und Proktitis kommen. Doch Hilfe naht.
Infektionen durch Chlamydien werden meist mit Tetracyclinen oder Makroliden behandelt. Antibiotikaresistenzen treten momentan noch selten auf. Trotzdem kommt es zu Schwierigkeiten: Gerade junge Patienten ohne Beschwerden nehmen ihr Antibiotikom oft nur kurz oder gar nicht ein. William M. Geisler, University of Alabama at Birmingham, untersuchte deshalb mögliche Alternativen. Die US Centers for Disease Control and Prevention (CDC) empfehlen schon länger 1.000 Milligramm Azithromycin als einmalige Gabe. Bei Ärzten war die Behandlung umstritten. Geisler konnte zeigen, dass die CDC-Strategie ähnlich gut abschneidet wie die Gabe von Doxycyclin über eine Woche, wenn er Neuinfektionen durch sexuelle Kontakte herausrechnete. Seine Arbeit ist nicht ohne Schwächen. Alle Studienteilnehmer befanden sich in Gefängnissen. Die Arzneistoffgabe erfolgte unter Aufsicht. Im realen Leben erwarten Heilberufler bei Doxycyclin deutlich weniger Adhärenz, was Azithromycin in einem weitaus besseren Licht dastehen lässt.
Noch zielführender wäre eine Schutzimpfung. Vakzine gibt es zurzeit nicht, weil sich die Serotypen zu stark voneinander unterscheiden. Jetzt kommen neue Impulse aus der Wissenschaft. Forscher identifizierten sogenannte polymorphe Membranproteine als kleinsten gemeinsamen Nenner. Diese sind bei allen Serotypen zu finden. Wayne Paes von der Universität York hat gezeigt, dass rekombinante Vakzine plus Adjuvantien Mäuse sicher vor C. trachomatis-Infektionen schützen. David Bulir vom DeGroote Institute for Infectious Disease Research in Hamilton/Ontario hat ebenfalls Erfolge vorzuweisen. Er arbeitete mit einem Fusionsprotein, das drei unterschiedliche Antigene trägt. Auch hier überstanden Nager Infektionen mit C. muridarum, einer Variante, die Mäuse befällt, gut. Ob sich die Befunde auf Menschen übertragen lassen, muss sich zeigen.