Resistente Erreger werden zu einer immer größeren Gefahr für schwerkranke Patienten. Jetzt überraschen Forscher mit einer neuen Strategie. Sie gehen nicht gegen das Bakterium selbst vor, sondern verhindern deren Anhaftung an menschliche Zellen.
„Wenn man die Entwicklung der Resistenzraten fortschreibt und wirksame Gegenmaßnahmen unterlässt, werden antibiotikaresistente Keime weltweit gesehen im Jahr 2050 zu den Haupttodesursachen gehören – mit Schwerpunkt in Asien und Afrika“, sagt Dr. Elisabeth Meyer von der Charité. Im Rahmen einer Studie warnt die Forscherin: „In Europa dürfte sich die Zahl der Todesfälle durch antibiotikaresistente Keime von derzeit 23.000 auf knapp 400.000 im Jahr 2050 erhöhen.“ Umso wichtiger sind innovative Ideen.
Forscher der University of Sheffield haben sich ebenfalls mit dem Thema Prophylaxe befasst. Ihr Ziel ist es, zu verhindern, dass sich chronische Wunden infizieren. Dazu zählen beispielsweise der Dekubitus und der diabetische Fuß. Zu Beginn einer Hautinfektion heften sich Bakterien über Adhäsine an menschliches Gewebe. Staphylococcus aureus hängt sich vor Hautinfektionen über das Fibronektin-bindende Protein an Fibronektin. Mit Tetraspaninen – also bekannte Transmembranproteine aus menschlichen Zellen – gelang es, diesen Prozess zu verhindern. Wissenschaftler zeigten an einem Wundmodell aus künstlich erzeugter Haut, dass Keime nicht mehr kleben bleiben, sondern sich einfach wegwaschen lassen. Ihre potentiellen Therapeutika hatten keinerlei Wirkung auf Keratinozyten. Deshalb wäre es möglich, wirkstoffhaltige Cremes oder Gele prophylaktisch auf geschädigte Hautpartien zu geben.
Enteropathogene Escherichia coli (EPEC) und Bakterien der Gattung Yersinia nutzen ebenfalls Adhäsine. Das für diese Erreger zentrale Protein Intimin befindet sich in der äußeren Hülle der Bakterien. Im sauren Milieu des Magens stabilisiert es die bakterielle Membran, berichten Wissenschaftler des Universitätsklinikums sowie des Tübinger Max-Planck-Instituts für Entwicklungsbiologie. Im Darm angekommen, heftet sich das Protein an Epithelzellen. Schließlich entsteht eine Transportverbindung zwischen den Bakterien und der Darmzelle. Auch hier bieten sich die Adhäsine als Achillesferse für künftige Therapien an.