Ein Ungleichgewicht zwischen den unbewussten Bedürfnissen einer Person und den Anforderungen am Arbeitsplatz kann das Burnout-Syndrom verursachen. Die Ergebnisse der Studie könnten bedeutsam für die Vorbeugung von berufsbedingtem Burnout sein.
Wie Wissenschaftler der Universitäten Zürich und Leipzig jetzt nahe legen, spielen die unbewussten Bedürfnisse von Arbeitnehmern, die sogenannten „impliziten Motive“, eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung des Burnout-Syndroms. Laut Angaben der Forscher stehen hierbei zwei wichtige Persönlichkeitsmotive im Vordergrund: Das Macht- und das Zugehörigkeits-Motiv. Beide Motivationen leiten sich aus den impliziten Bedürfnissen eines Menschen ab. Verspürt ein Mensch das Bedürfnis, Verantwortung für andere zu übernehmen, sich aktiv an Diskussionen und Verhandlungsgesprächen zu beteiligen und die Disziplin aufrechtzuerhalten? Oder legt er mehr Wert auf positiv-konnotierte persönliche Beziehungen mit den Mitmenschen, um Vertrauen, Wärme und Zugehörigkeit zu spüren? Kommt es zu einem Missverhältnis zwischen der ausgeübten Arbeit und einem dieser impliziten Motive, könnte ein Burnout-Syndrom begünstigt werden.
Um zu den Ergebnissen zu gelangen, untersuchten die Wissenschaftler insgesamt 97 Burnout-Patienten zwischen 22 und 62 Jahren. Alle Probanden wurden über eine Schweizer Website für Burnout-Patienten kontaktiert und füllten Fragebögen über ihr physisches Wohlbefinden, den Grad ihres Burnouts und die Charakteristiken ihres Jobs aus. Da es in der Regel besonders schwierig ist, persönliche Stärken und Schwächen allein durch die Selbsteinschätzung der Probanden zu messen, baten die Forscher die Probanden, erfundene Kurzgeschichten niederzuschreiben, in denen sie fünf vorgegebene Bilder beschrieben. Die Bilder zeigten einen Architekten, einen Trapezkünstler, Frauen im Labor, einen Boxer sowie eine Szene in einem Nachtclub.
Im Anschluss wurde jede Geschichte durch ausgebildete Kodierer analysiert. Deren geschulte Augen scannten die Texte nach positiven persönlichen Beziehungen zwischen Personen und nach Charakteren, die Einfluss und Macht auf ihre Mitmenschen ausübten. Teilnehmer, die häufig eines der beiden Motive verwendeten, wurden entsprechend eingestuft.
„Wir haben herausgefunden, dass Frustration, ausgelöst durch fehlende Möglichkeiten eines Motivations-geleiteten Verhaltens, nachteilig für das psychologische und physische Wohlbefinden ist“, so die leitende Studienautorin Prof. Veronika Brandstätter. „Beide Formen eines Missverhältnisses fungieren als 'versteckte Stressoren', die ein Burnout verursachen können.“
Die Forscher legen aber auch nahe, dass Maßnahmen zum Ausgleich des Missverhältnisses das Burnout-Risiko mindern und so das Wohlbefinden während der Arbeit steigern können. „In der heutigen globalisierten Ökonomie ist eine motivierte Arbeitskraft ein wichtiger Schlüssel zum Erfolg. Aus diesem Grund werden innovative Ansätze benötigt, die über attraktive Arbeitsbedingungen hinaus gehen“, so Beate Schulze, Vizepräsident der des Schweizer Experten Netzwerkes zum Thema Burnout. Lesen Sie hier die Ergebnisse der Studie im Detail.