Dass altersbedingte Unfruchtbarkeit ihren Ursprung nicht zwingend in den Eizellen haben muss, verdeutlicht das Mausmodell eines Forscherteams aus Chicago. Denn auch das bisher unbeachtete Interstitium der Ovarien beeinflusst Funktion und Qualität der Oozyten.
Auf der Suche nach Ursachen für die Infertilität bei Frauen im fortgeschrittenen Alter beschäftigen sich Forscher bisher vor allem mit der Frage, warum sowohl die Anzahl als auch die Qualität der Eizellen abnimmt, wenn Frauen sich den Wechseljahren nähern. Eine Analyse altersbedingter Veränderungen der ovariellen Umgebung wurde bisher außer Acht gelassen.
Eine Studie mit Mäusen konzentrierte sich jetzt auf die Veränderungen des ovariellen Stromas und dessen Einfluss auf die Eizellproduktion. „Unter dem Mikroskop können die Eizellen von jungen und älteren fruchtbaren Tieren zwar gleich aussehen, aber die Umgebung, in der sie wachsen, ist völlig verschieden“, erklärt Francesca Duncan, Hauptautorin vom Center for Reproductive Science der Northwestern University Feinberg School of Medicine in Chicago. Dabei kann gerade das interstitiellen Bindegewebe der Ovarien, in dem die Zellen wachsen, deren Funktion und Qualität stark beeinflussen. „Es ist ein unterschätztes Gebiet“, ergänzt Duncan die neuen Erkenntnisse. Für Rückschlüsse auf den Alterungsprozess der Ovarienumgebung untersuchte Duncan mit ihr Forscherteam daher das Eierstockgewebe von aus reproduktiver Sicht jungen Mäusen. Deren Entwicklungsstufe entsprach dem Alter von Anfang zwanzigjährigen Frauen. Zusätzlich analysierten sie eine Gruppe mit älteren Mäusen. Diese sind laut Studie mit einer Altersgruppe von Frauen zwischen 38-45 Jahren gleichzusetzen, also der Phase, die mit einem Abfall der reproduktiven Funktionen und Eizellqualität in Verbindung gebracht wird.
Die Untersuchungen zeigten Fibrosen im Eierstockgewebe der älteren Mäuse. Bei manchen Tieren stellten sich sogar ganze 35 Prozent des Gewebes als fibrotisch heraus. Außerdem stießen die Forscher in den Gewebeproben der älteren Mäuse auf multinukleäre makrophage Riesenzellen, Zellen die auf Entzündungen schließen lassen. „Unsere Arbeit legt Fibrosen und Entzündungen als wichtige Kennzeichen des alternden Ovars nahe und schafft somit eine Grundlage, um anti-fibrotische und anti-inflammatorische Behandlungen in Betracht zu ziehen, [...] um der reproduktiven Alterung entgegenzuwirken“, so Duncan.
Weitere Untersuchungen sollen nun konkretisieren, inwiefern die ovarielle Umgebung Ansatz für Therapien bieten kann, die die Fortpflanzungsfunktion verbessern könnten.
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