Laut sind die Forderungen der Studierenden nach einer verstärkten medizinischen Orientierung des pharmazeutischen Studiums, bei gleichzeitiger Reduktion des chemischen Teils. Verständlich aus meiner Sicht. Werden doch Themen wie Pharmakologie und klinische Pharmazie in den vier Semestern des Hauptstudiums durchgehetzt, während Fächer wie Technologie und die Arzneimittelanalytik die Aufmerksamkeit der Studenten beanspruchen. Während in den Vorlesungen der Pharmakologie der Fokus auf dem HV-Tisch zu liegen scheint, quälen sich die Lernenden in der Chemie nur allzu häufig in Praktika, die im 21. Jahrhundert recht überholt wirken. Recht fehl am Platze in Diesem muten auch die Bestimmungen von Pflanzen Mitteleuropas oder die nasschemische Identifikation von Naturstoffen in Pflanzen sowie das Lernen obsoleter Teedrogen an.
Doch ist nicht vielleicht die Ablehnung des chemischen Studienteils vorschnell? Die Fächerung des Studiums der Pharmazie ermöglicht das spätere Arbeiten in unterschiedlichen Teilen des Gesundheitssystems.
Ja es mag sinnlos erscheinen für die Arbeit in der öffentlichen Apotheke die Synthese von Arzneistoffen oder aber die Berechnung von Presskräften in Rundläuferpressen zu erlernen. Doch ist es doch auch dieses Wissen, welches die Abgrenzung zur PTA schafft. Zudem vernetzt es die Berufsbereiche des Apothekers und schafft den Nährboden für analytisches Denken und wissenschaftliches Arbeiten.
So ist es meiner Erfahrung nach die Gliederung des Studiums, welche für Unmut beim Lernen sorgt. Semester, die vor allem einen chemischen Schwerpunkt haben, sind gefolgt von solchen mit klinischer Fokussierung. Die organische Synthese etwa, im zweiten Semester behandelt, verschwindet danach in der Versenkung, nur um wieder vor dem ersten und später dem zweiten St.Ex. hervorgeholt zu werden.
Eine Verbesserung wäre also nicht die starke Reduzierung des chemischen Teils des Studiums, sondern die Neuordnung der Inhalte. So sollte die Physiologie des Menschen in das erste Semester rücken, um von Beginn an den medizinischen Aspekt des Studiums zu betonen, gefolgt von den Grundlagen der Pharmakologie und Pathophysiologie in den Semestern darauf. Die organische Synthese sowie die instrumentelle Analytik müssen stärker betont, während quantitative und qualitative anorganische Chemie vereinigt werden sollten. Eine Reduktion des Anteils der Systematik der Arzneipflanzen sowie der pharmazeutischen phytologischen Biologie insgesamt kann eine Forcierung auf Immunologie und neue biogene Therapien ermöglichen. Eine Überlastung ist durch eine Verlängerung des Studiums auf 10 Semester, je einem weiteren vor beiden Examina, zu vermeiden.
Durch solche Maßnahmen bliebe der naturwissenschaftliche Aspekt des Studiums erhalten, ja würde noch verstärkt bei gleichzeitiger, durch die Aktualisierung ermöglichter, Erhöhung des klinisch, medizinischen Anteils.
Wir Apotheker füllen eine Lücke zwischen naturwissenschaftlicher Forschung auf der einen Seite und der medizinischen Praxis auf der Anderen. Wir sollten dies beachten und starke, kompetente Bindeglieder dieser Bereiche sein.