Wegen der starken Hitze suchen viele Menschen Abkühlung in Badeseen oder Freibädern. Eine Runde schwimmen, danach vielleicht noch eine kühle Dusche. Man fühlt sich wie neugeboren. Aber dann bewegt man den Kopf und merkt: Da ist Wasser im Ohr.
Es ist doch manchmal recht unterhaltsam, am Strand oder im Schwimmbad die anderen Menschen zu beobachten. Dabei meine ich nicht nur die modischen Fehlgriffe oder kurzweilig ausgetragene soziale Differenzen, sondern auch die diversen Übungen, die von den anderen Badegästen durchgeführt werden.
Der Taucher mit der Schwimmbrille auf der Stirn atmet kurz vor der Beckendurchquerung die letzten Kohledioxidmoleküle aus seinen Lungen, unterstützt von geräuschvollen Atemzügen und der Atemhilfsmuskulatur durch Pumpen mit den Oberarmen.
Die Gruppe vollpubertierender Jungadonisse positioniert sich auffällig unauffällig in der Nähe junger kichernder Mädchen, die pausenlos an ihrer Badebekleidung zupfen und die Haare ständig in Form bringen.
Der HNO-Fall im Schwimmbad
Und dann gibt es die Fälle, die dem HNO-Arzt sofort auffallen: Ein junger Schwimmer schwebt elegant aus dem Wasser. Aber dann gehen seine harmonischen Bewegungen über in hektisches Hüpfen auf einem Bein, den Kopf zur Seite geneigt. Auf der anderen Seite des Beckens schlägt sich eine Frau im 70er-Jahre-Badeanzug immer wieder aufs Ohr.
Ich blicke umher und sehe eine Mutter, die umständlich versucht, den eingedrehten Zipfel ihres Handtuchs rotierend in den Kopf ihres Kindes vorzuschieben.
„Nein, bitte nicht mit dem Strohhalm ins Ohr!“, möchte ich einem Pärchen zurufen. Doch sie verwerfen die Idee zum Glück selbst rasch wieder und führen das Vorhaben nur im Ansatz aus.
Das Wasser im Ohr loswerden
Aber warum ist das Ohr überhaupt auf einmal zu und vor allem, wie bekommt man es wieder frei? Hier hilft eine gewisse Systematik. Der Gehörgang ist kein vollkommen gerades Rohr, an dessen Ende sich senkrecht das Trommelfell anschließt. Er hat durchaus einige Knicke, Winkel und Ecken, in denen sich ein Tropfen Wasser festsetzen kann. Das ist natürlich ärgerlich, aber der Tropfen lässt sich tatsächlich oft durch Bewegung des Gehörganges wie Hüpfen, Klopfen, Ohrmuschel bewegen oder ähnliches entfernen.
Bei Hilfsmitteln sollte die Vermeidung von Verletzungen im Vordergrund stehen. Der Gehörgang mag außen noch weniger empfindlich sein. Je weiter man jedoch in den knöchernen Bereich des Ganges kommt, den man in der Regel mit seinen Finger nicht mehr erreichen kann, desto höher Verletzungsgefahr. Und das Trommelfell sollte nach Möglichkeit nicht berührt werden. Eine traumatische Perforation kann mitunter schlimme Folgen haben.
Die aufgezwirbelte Spitze eines Papiertaschentuchs kann das Wasser ohne nennenswertes Risiko aufsaugen. Ein Fön kann den Bereich trocknen, man sollte dabei aber auf zu große Erhitzung verzichten.
Von spitzen Gegenständen würde ich abraten. Die Gefahr einer Verletzung ist zu groß.
Und wenn der Tropfen nicht gehen will …
Falls der Gehörgang am kommenden Tag immer noch verschlossen sein sollte, ist durch die Feuchtigkeit vielleicht Ohrenschmalz aufgequollen, das der HNO-Arzt dann unter Sicht seines Ohrmikroskop schonend und sanft entfernen kann.
Ein Verbleiben des Wasser im Gehörgang birgt aber nur selten Risiken und wird vor allem als störend empfunden. In den meisten Fällen kann sich das Ohr gegen Krankheitserreger selbst helfen. Selten kann es zu Infektionen kommen, die dann wiederum schmerzhaft sind und mit Ohrentropfen behandelt werden können.