Als erste gesetzliche Krankenversicherung investiert die Barmer GEK Venture Capital in einen Fonds. Ihr geht es aber nicht um hohe Renditen, sondern um die Förderung neuer Technologien. Verluste werden nach eigenen Angaben durch diverse Rettungsanker ausgeschlossen.
Ende August gab der Venture-Capital-Investor Earlybird Details zum neuen Health-Tech-Fonds bekannt. Insgesamt sollen rund 100 bis 120 Millionen Euro für innovative Medizintechnologien eingeworben werden. Earlybird plant, zwölf bis 15 Start-ups zu fördern.
An dem Fonds beteiligen sich unter anderem die NRW.BANK, die Versicherungsgruppe Generali und der Hersteller von Haushalts- und Medizingeräten Miele. Auch das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie ist über ein staatlich verwaltetes Sondervermögen des European Recovery Program mit im Boot. Es wurde ursprünglich auf der Grundlage des Marshallplans bereitgestellt. Regierungsvertreter selbst haben sich öffentlich-private Partnerschaften in den Koalitionsvertrag geschrieben, um neue Technologien zu fördern. Das ist an und noch nichts Besonderes.
Die Nachricht, dass sich mit der BARMER GEK erstmals eine gesetzliche Krankenkasse als strategischer Partner beteiligt, sorgte für Schlagzeilen. „Wir freuen uns sehr über diesen großen Schritt“, sagte Thom Rasche, Spezialist für Health-Tech-Investments bei Earlybird. Er bewertet den Wandel durch neue IT-Technologien als „einen der größten Innovationstreiber im Gesundheitswesen“. Hier kommen GKVen in das Spiel: „Durch die strategische Kooperation mit der BARMER GEK können wir gezielter die vielversprechendsten Unternehmen identifizieren, um diesen zur Marktreife zu verhelfen", ergänzt Rasche. Und das Bundeswirtschaftsministerium hofft, Kassen würden so bereits früh an der Entwicklung neuer Produkte und Anwendungen beteiligt. FAZ-Angaben zufolge sollen 15 Millionen Euro von der BARMER GEK kommen.
Ganz so einfach ist die Sache aber nicht. Körperschaften des öffentlichen Rechts fehlte bislang die Möglichkeit, Gelder in riskante Fonds zu investieren. Nicht einmal zur Altersversorgung eigener Mitarbeiter war dies möglich. Jetzt hat das Bundesversicherungsamt unter mehreren Voraussetzungen grünes Licht gegeben. Beitragsgelder seien nicht gefährdet, betonen alle Beteiligten. Entsprechende Anlagen werden einerseits vom ERP-Sondervermögen und andererseits von den übrigen Investoren abgesichert. Das Konstrukt hat seinen Preis in Form einer Deckelung. Die Barmer GEK wird für ihre Investition maximal zwei Prozent Rendite erhalten. Bleibt als offener Punkt, ob es tatsächlich Aufgabe gesetzlicher Krankenkassen ist, den technischen Fortschritt voranzubringen – oder ob der Gesetzgeber trotz aller Maßnahmen sein Ziel verfehlt hat.