Die Menschen in Deutschland werden immer älter – der Pflegeaufwand wächst. Die Lösung: Roboter Robear hebt immobile Patienten vom Bett in den Rollstuhl. Zuwendungsroboter Paro, eine niedliche Robbe, schmust mit dementen Patienten.
Service-Roboter oder Pflegeheim? Für Deutschlands Bürger stellt sich diese Frage nicht. Rund 83 Prozent bevorzugen moderne Assistenzsysteme, um länger in den eigenen vier Wänden zu leben. Das geht aus repräsentativen Telefoninterviews des Meinungsforschungsinstituts forsa im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) hervor. Knapp 56 Prozent wünschen sich schon heute einen Roboter als digitale Haushaltshilfe. Und 80 Prozent der Befragten bewerteten Forschungsprojekte in diesem Bereich als „wichtig“ oder „sehr wichtig“. Neben dem Haushalt sehen sie Pflege und Gesundheit als künftige Einsatzmöglichkeiten.
Mittlerweile haben Roboter den Automobilsektor grundlegend revolutioniert, sind aber im Gesundheitsbereich nur vereinzelt zu finden. Die Expertenkommission Forschung und Innovatione (EFI) fordert deshalb von der Regierung, eine breiter aufgestellte Robotikstrategie zu entwickeln. Entsprechende Pläne seien in anderen Ländern längst vorhanden. „Ein potenzieller Treiber der künftigen Nachfrage nach Servicerobotern könnte die zunehmende Knappheit an Arbeitskräften in alternden Gesellschaften sein“, heißt es im Report. „So erkannte die japanische Regierung bereits in den 1980er Jahren, dass das Land aufgrund von Überalterung einen Mangel an Pflegekräften haben würde.“ Japan und Österreich haben mehrere Projekte auf den Weg gebracht.
An der TU Wien entwickeln Ingenieure HOBBIT: ein Assistenzsystem für ältere, gebrechliche Menschen. Roboter erinnern Patienten an die Einnahme von Medikamenten oder an das regelmäßige Trinken, heben Objekte auf oder helfen beim Telefonieren beziehungsweise bei der Recherche im Internet. Gleichzeitig erkennen intelligente Helfer gefährliche Situationen wie Stürze und verständigen Hilfe. Das klingt wie Zukunftsmusik, ist aber zumindest teilweise schon in der Praxis angekommen. HOBBIT wurde 2015 in 18 Privathaushalten in Österreich, Schweden und Griechenland erfolgreich getestet. „Ziel ist es, dass mit Hilfe solcher Serviceroboter die Seniorinnen und Senioren länger zu Hause selbstständig leben können“, sagt Dr. Tobias Körtner. Er arbeitet als Projektmanager an der Akademie für Altersforschung, Haus der Barmherzigkeit, in Wien. Nach ersten Präsentationen mussten sich Entwickler aus Japan der Kritik stellen, menschliche Wärme durch Technik zu ersetzen und Arbeitsplätze wegzurationalisieren. Im Gegenteil: Die Robbe hilft Pflegekräften sogar, mit demenzkranken Patienten zu kommunizieren und einen gewissen Zugang zu finden. Das zeigen erste Studien. Letztlich profitieren beide Seiten vom Hightech-Tier.