Um dem zunehmenden Problem von Antibiotikaresistenzen beizukommen, hat ein schwedisch-deutsches Forscherteam eine vielversprechende sequentielle Behandlung mit Antibiotika untersucht. Dabei werden zwei Präparate mit unterschiedlicher Wirkungsweise abwechselnd angewandt.
Am Beispiel des Bakteriums Pseudomonas aeruginosa erforschten die Wissenschaftler, wie sich verschiedene Antibiotika und ein geändertes zeitliches Schema des Medikamentenwechsels auswirkten. Die Abfolge eines Penicillin-ähnlichen Wirkstoffs und eines Aminoglykosids sowie ein schneller Wechsel mit zufälligen Intervallen zeigten sich als besonders wirksam. Hierbei macht die wandschädigende Eigenschaft des Penicillins den Keim anfällig und erleichtert das Eindringen weiterer Medikamente in die Bakterienzellen. Das zweite Antibiotikum tötet die verbleibenden Krankheitserreger ab. Ursächlich für den Erfolg der Sequenzbehandlung ist die sogenannte zelluläre Hysterese der Krankheitserreger. Durch das erste Antibiotikum werden zelluläre Eigenschaften der Keime über mehrere Generationen hinweg so verändert, dass die Erreger anfälliger für das zweite Antibiotikum sind. „Dieser Ansatz ist besonders vielversprechend, da die Keime nun gezwungen werden, eine Abwehr gegen den zellulären Hystereseeffekt zu entwickeln – anstelle von direkter Resistenz gegen das Antibiotikum“, erläutert Dr. Roderich Römhild, der ebenfalls an dem Projekt beteiligt war. Im Experiment konnte eine geringere Resistenzentstehung bestätigt werden. „Die neue Arbeit zeigt, wie mit Hilfe von evolutionsbiologischen Konzepten und Methoden komplett neue Erkenntnisse für nachhaltige Therapieansätze gewonnen werden können“, fasst der Sprecher der Forschungsarbeit die Ergebnisse zusammen.
Studie: Roderich Roemhild et al. / PNAS