Als letzten Donnerstag am 05.07.2018 bereits Morgens diverse Radiosender vom "gepunchtem und krebsauslösendem" Valsartan berichteten, wusste ich noch nicht, was in den nächsten 7 Tagen auf uns zukommen würde.
Pünktlich um 8 Uhr kamen die ersten Anrufe rein und fragten, was sie denn nun tun sollten wegen des „giftigen" Valsartans. Zu diesem Zeitpunkt gab es noch keine Stellungnahme der AMK, der Kammer, des LAV oder sonstiger Behörden.
Ich versuchte zu beschwichtigen, notierte mir die Nummer und versprach zurück zu rufen, sobald ich genaueres wisse.
Was denken sich die Medien nur, wenn sie eine solche Panikmache bei den Betroffenen verbreiten? Zu diesem Zeitpunkt gab es noch keine Erkenntnisse, welche Hersteller und Chargen betroffen waren, ob das wahrscheinlich krebserregende N-Nitrosodimethylamin überhaupt enthalten sei. Die Betroffenen werden mit ihrer Angst allein gelassen, denn ich konnte nichts anderes antworten als: "Nehmen Sie bitte die Tabletten weiter ein, der Schaden durch ein Absetzen ist wahrscheinlich weitaus größer, als der Schaden durch die Verunreinigung." Das ist auch das Kredo der Behörden gewesen, aber glaubt das ein Betroffener? Will er diese Antwort erhalten?
Ein Kunde kam vom Arzt und legte mir eine angebrochene Packung Valsartan hin und sagte: "Nehmen Sie ihr Gift zurück, mein Arzt hat gesagt, ich darf das auf keinen Fall weiter nehmen. Mein Geld will ich auch zurück und mein Arzt hat mir eine Firma rausgesucht, die "sauber" ist." Dass der Patient privat versichert ist, dürfte jedem klar sein. Als ich ihn darüber informierte, dass es keinen Rückruf auf Patientenebene gäbe und die Packung auf eigene Kosten ersetzt werden kann (inkl. neuer gültiger Verschreibung des Arztes), bekam ich allerlei Beschimpfungen zu hören und die Aufforderung, die Tabletten doch selbst zu nehmen. (Natürlich hatte er eine neue Verschreibung dabei, diese zückte er aber erst als "letztes Mittel")
Zum krönenden Abschluss versicherte mir eine Kundin, ihre Mutter habe nun seit 3 Jahren Krebs und sie nehme das Valsartan schon seit 10 Jahren. Der Krebs könne nur daher kommen, da sie sonst gesund lebe...
Mir zeigen solche Geschichten, dass den Menschen jedes Risikobewusstsein fehlt. Wir rauchen, essen rotes Fleisch, atmen Feinstaub ein und schlucken ohne Ende NEM´s, sehen darin aber ein kleineres Problem als beim Valsartan/N-Nitrosodimethylamin.
Auch möchte ich mich bei dem Kollegen bedanken, der den Medien die Sache gesteckt haben muss, sonst wären diese so frühes niemals darauf gestoßen.
Ich möchte explizit nicht auf die Ursache des Problems eingehen, unsere "billig-billig" Mentalität der Krankenkassen, der Auslagerung jedweder Probleme ins Ausland auf Kosten der Menschen dort und hier.