Meistens entstehen meine Beiträge aus einer Wut auf einen Kostenträger heraus. Was eine Überraschung, heute ist es mal wieder soweit gewesen, der berühmte Tropfen.
Eigentlich soll ich mich hier um Abrechnung kümmern; wer hat was richtig kodiert, welcher Kostenträger, wie lange ist eine Behandlung notwendig.
Eigentlich ganz spannend, gerade als Jurist, und befriedigend. Eigentlich. Wenn da nicht immer diese Anfragen zwischendurch kommen, wo man sich denkt: „boah gibt es nicht noch andere Probleme auf der Welt?!?“.
Die Kassen werden halt immer frecher. Es wird nicht mehr der Rechnungsbetrag gekürzt, nach Gutdünken der Kasse. Nein davon sind wir mittlerweile schon weit entfernt. Es wird gar nicht mehr gezahlt. Einfach so.
Das heißt mal in Praxi: Patient kommt, wird behandelt, es wird abgerechnet und die Kasse weist die Rechnung – ganz modern – per Datensatz ab. So, und dann haben wir eine offene Rechnung (nicht eine, hunderte).
Ich bin hier kein Freund von Upcoding oder Falschabrechnung, nur damit irgendwer sein Jahresbonus bekommt. Ganz im Gegenteil. Aber mich nervt dermaßen, dass die Kassen plausible und nachvollziehbare, nicht „auffällige“ Rechnungen abweisen mit den bescheuertsten (sorry bin wütend) Begründungen, die da wären: Akutpatient mit Selbsteinweisung: kein Einweisungsschein, keine Bezahlung, Psychiatrie Patient, keine Prozedur abgerechnet: ambulant möglich, Patient mit Notarzt eingeliefert stabil aber beatmungspflichtig, nach Kenntnis von Patientenverfügung, Einstellung der lebenserhaltenden Maßnahmen: Patient musste ja nicht ins Krankenhaus.
Und mich regt das Ganze deshalb so auf, weil das alles ohne MDK abläuft. Das heißt irgend so ein Heini von der Krankenkasse, sitzt da vor seinem Bildschirm und weist aufgrund von was weiß ich aus welchen Gründen Rechnungen ab. Ich kann ja verstehen, dass man sich über einige Fälle auch mal unterhalten muss und prüfen muss, ob die richtig abgerechnet sind, aber dafür gibt es ein Verfahren. Dafür gibt es den MDK. Aber zu aufwendig und ich nehme an zu teuer für die Kassen, also eben auf dem Weg. Und die Krankenhäuser sitzen dann da und bleiben auf ihren Kosten sitzen.
Also was macht man? Schreibt dem Kassenmitarbeiter, der weder Mediziner ist noch irgendwas damit zu tun hat schön eine Nachricht über den Datensatz in epischer Länge, aus welchen Gründen denn der Krankenhausaufenthalt – ich nenn es mal – sinnvoll war.
Ja klar kann man machen, Datenschutz und irgendwelche Prüfverfahrensvereinbarung sind doch eh alles für den Mülleimer.
Da wird ein elendiger Heckmeck gemacht um die DSGVO, um die PrüfvV um Fristen und Gerichtsverfahren, wer wann was erfahren darf oder muss und dann kommen die Kassen schreiben ihre Nachrichten und umgehen das alles. Aber wehe man ruft mal als Krankenhaus bei der Kasse an und fragt welchen Pflegegrad der Patient hat (was manche Patienten nun mal nicht genau wissen). Oder ruft als Prozessvertreter (ich) an. Nein dann ist die Hölle los. Man könne doch nicht einfach so am Telefon Informationen rausgeben!
Es ist so absurd. Ich wünsche mir, die Patienten würden alle erfahren, was da so mit ihren Daten passiert. Was die Kassen alles (neben den eh schon bekannten ICD und OPS) erfahren und speichern und abfragen. Vielleicht würde sich dann mal was ändern.
Aber so lange die Patienten in Deutschland weiter so toll behandelt werden, niemand erfährt, was im Nachhinein so mit den Krankenkassen abgeht und man sich nur dann aufregt, wenn das Krankenhaus mal einen Fehler macht, so lange wird sich eben nichts ändern, zumindest ist wenigstens mein Job gesichert...