Weswegen orientiert sich die Finanzierung der öffentlichen Apotheke nicht an den dem Apotheker gestellten Anforderungen?
In der heutigen Zeit ist die Apothekerschaft den stärker werdenden Vorwürfen ausgesetzt, sie würde ihrer Pflicht der individuellen Beratung zur Abgabe jedes einzelnen Arzneimittels nicht geflissentlich nachkommen. Und ja: ihre Berechtigung kann in diversen Apotheken verifiziert werden.
Und es ist nicht verwunderlich. Die höchste Honorierung generiert der Apotheker in der Offizin nicht durch die genaue Ausübung seiner Pflichten, nicht durch eine allumfassende Beratung und auch nicht durch die vollständige Anamnese des Patienten.
Tatsächlich mögen eine ausführliche Beratung und ein detailliertes Patientengespräch nicht in allen Fällen möglich sein dank der mangelnden Zeit des Patienten. Doch sollte es nicht als Aufgabe verstanden werden zu erreichen, dass wir Patienten und nicht Kunden in unseren Apotheken empfangen? Dass wir unsere Patienten auffordern, in das „Beraten werden“ Zeit zu investieren. Wir fordern auf der einen Seite die Gleichstellung mit den Ärzten - und diese Forderung ist legitim und angebracht - doch müssen wir dieses Verständnis des Apothekers auch in die breite Öffentlichkeit tragen. Ärzte vergeben Termine, beanspruchen Zeit des Patienten und erhalten hierdurch einen Status der Exklusivität. Neben diesem generieren sie allerdings auch eine Atmosphäre, in der sie den Zeitraum der Untersuchung oder des Gesprächs diktieren. Sie vermitteln dem Patienten den Wert ihrer Arbeit.
Ebenso wie Ärzte sind wir gezwungen, zur Erschaffung der Aufmerksamkeit der breiten Bevölkerung die Exklusivität und den Wert der pharmazeutischen Arbeit hervorzuheben. Dies muss jedoch zugleich begleitet sein von einer Änderung der Finanzierung der öffentlichen Apotheke. Die Honorierung muss sich an der Kernaufgabe des Apothekers orientieren, an der Beratung und nicht an einer rein kaufmännischen Tätigkeit, der Dispergierung der Arzneimittel. Ebenso wie es auch niedergelassene Ärzte schaffen, für Dienstleistungen bezahlt zu werden, sollte dies der Apotheker anstreben. Nur so können wir unsere Kompetenzen in die Mitte der Gesellschaft rücken, weg von dem Klischee des „besseren Verkäufers“ hin zu einem fachkundigen, dem Arzt gleichwertigen Heiler.