Auch wenn es kein Mediziner gern hört, steht eines fest: Es gibt Stereotypen. Während Dr. Alleswisser noch nachts die aktuellsten Paper wälzt, schaut Dr. McDreamy lieber nochmal bei den weiblichen Patienten vorbei. Diese zehn Ärztetypen kennt jeder.
Arbeitet man im Krankenhaus oder der Praxis mit Ärzten zusammen, stellt man schnell fest: Es gibt Stereotypen. Eigentlich legt jeder Arzt bestimmte Eigenarten an den Tag, die charakteristisch für einen bestimmten Typus sind. Vom schüchternen, übervorsichtigen Assistenten bis hin zum strengen, schlechtgelaunten Oberarzt. Mit wem lässt es sich am besten aushalten und wer treibt einen zur Weißglut? Was sind ihre Stärken und wo haben sie Nachholbedarf? Zehn Ärzte-Typen im Porträt.
1. Dr. Lustig
Dr. Lustig hat immer ein Späßchen auf den Lippen und kommt bei Groß und Klein gut an.
Das sind seine Stärken: Der gutgelaunte Doc eilt oft beschwingten Schrittes durch die Krankenhausflure und schaut gerne mal am Stationspunkt vorbei, um alle mit einem Witz zum Lachen zu bringen. Man umgibt sich gerne mit dem Spaß-Doktor, der immer einen Spruch parat hat und einen an schlechten Tagen aufheitert.
Das muss er noch üben: Sein Verhalten kann zum Problem werden, wenn die Situation Ernsthaftigkeit verlangt. Dr. Lustig ist häufig überfordert mit Situationen, die viel Mit- und Feingefühl erfordern, wie etwa dem Überbringen von „Breaking Bad News“, beispielsweise beim Tod eines Patienten. Auch vermeidet er Gespräche, bei denen ein „ernstes Wörtchen“ angebracht wäre. Er nimmt lieber die Rolle des netten, lustigen Kumpels ein, den alle in der Klinik lieben. Dadurch kann aber auch seine Autorität leiden.
2. Dr. Miesepeter
Dr. Miesepeter ist das Gegenteil von Dr. Lustig und ein ziemlich mürrischer Zeitgenosse. Für ihn ist das Glas immer halbleer.
Das muss er noch üben: Aus irgendeinem Grund mag dieser Typ Arzt niemanden außer sich selbst. Alle versuchen äußerst vorsichtig mit ihm umzugehen und ihn nicht zu provozieren, wenn sie mit ihm zusammenarbeiten müssen. In der Regel verbreitet Dr. Miesepeter schlechte Stimmung unter den Kollegen. Die Folge: Niemand setzt sich wirklich gerne mit ihm zusammen. Er macht Patienten wie Kollegen gleichermaßen oft Vorwürfe und ist von ihnen genervt, wobei er Fehler bei sich selber nicht sieht. Durch die jahrzehntelange Arbeit mit kranken Patienten ist er abgestumpft und zeigt außer Zynismus und Unzufriedenheit kaum Emotionen.
Das sind seine Stärken: Spaß haben kann man mit Dr. Miesepeter zwar nicht, aber er kann ein sehr gewissenhafter und genau arbeitender Arzt sein, der trotz seines Unmuts das Wohl des Patienten im Sinne hat und auch unbequeme Wahrheiten klar kommuniziert, wenn dies erforderlich ist.
3. Dr. Feinfühlig
Dr. Feinfühlig ist ein sehr sensibler Arzt, der seinem Patienten großes Mitgefühl entgegenbringen kann.
Das sind seine Stärken: Der empathische Arzt kommt gut mit Kollegen, Personal und Patienten aus, da er immer ein offenes Ohr für sie hat. Er bemüht sich stark um das Wohlergehen seiner Patienten und man fühlt, dass man ihm alles anvertrauen kann. Er ist ein guter, empathischer Zuhörer und seine Patienten haben das Gefühl, bei ihm in kompetenten und guten Händen zu sein.
Das muss er noch üben: Die feinfühlige Ader dieses Arzttypus hat auch seine Schattenseiten. So nimmt sich dieser Arzt schwierige Situationen oft sehr zu Herzen. Die Gefahr: Er involviert sich emotional so stark, dass er daran zerbrechen kann. Empathie ist gut, doch dieser Arzt muss lernen Trauer, Krankheit, Tod und Verzweiflung nicht zu nah an sich heranzulassen, damit er seinen Job auch in emotional anspruchsvollen Situationen ausüben kann.
4. Dr. Alleswisser
Dieser intellektuelle Arzt gibt gerne mit seinem umfangreichen akademischen Wissen an.
Das sind seine Stärken: Dr. Alleswisser weiß tatsächlich eine Menge nach jahrelanger Erfahrung im Beruf und umfangreichen Forschungstätigkeiten. Der promovierte Arzt einer Eliteuniversität strebt neben seiner Forscherkarriere auf dem Weg zum Professor auch noch umfangreiche klinische Tätigkeiten an. Er kann gut die Nadel im Heuhaufen entdecken. Durch seine geschickten analytischen Fähigkeiten hat er womöglich schon dem ein oder anderen Patienten das Leben gerettet.
Das muss er noch üben: Mit Dr. Alleswisser ist eine Zusammenarbeit schwierig. Besonders wenn es darum geht, Ideen auszutauschen oder Meinungen kundzutun. Er gerät häufig mit anderen Leuten in Konflikt. Denn nur, weil er intelligent ist, heißt das noch lange nicht, dass er immer Recht hat. Allerdings würde er sich das selbst niemals eingestehen. Dr. Alleswisser kann der am besten ausgebildete und sachkundigste Arzt des ganzen Krankenhauses sein. Das nützt aber alles nichts, wenn er nur schlecht Arzt-Patienten-Beziehungen aufbauen kann oder nur die Laborwerte betratchtet statt den ganzen Patienten.
Dieser Typ Arzt ist häufig abgeneigt, neue Dinge auszuprobieren und kann seinem Patienten Informationen nicht immer in verständlichen Worten vermitteln. Vor lauter Nase-in-die-Bücher-stecken verliert er leicht den Blick für die Realität und muss aufpassen, dass er nicht überheblich und gefühlskalt wirkt oder am Ziel vorbeischießt.
5. Dr. McDreamy
Dr. McDreamy flirtet gerne mal mit seinen Patienten und genießt es, wenn er Frauenherzen zum Schmelzen bringt.
Das sind seine Stärken: Das halbe weibliche Personal des Krankenhauses kennt ihn oft ziemlich persönlich. Die männlichen Mitarbeiter geben sich gerne in der Mittagspause mit ihm ab, in der Hoffnung, ein wenig von seinem strahlenden Selbstbewusstsein zu profitieren. Wenn Dr. McDreamy jemanden mit seinen tiefgründigen azurblauen Augen anblickt, kann er auch den schlechtgelauntesten Menschen zum Strahlen bringen und hat daher oft einen guten Draht zu seinen Patienten. Ihm verzeiht man leicht kleinere Fehler und selbst die strengste Oberärztin wird bei ihm weich wie Butter.
Das muss er noch üben: Das bedeutet aber auch, dass dieser Typ Arzt häufig mit kleineren Vergehen davonkommt oder unliebsame Arbeiten auf andere abschiebt. Da er weiß, dass ihm niemand lange böse sein kann, mogelt er sich im Alltag oft durch oder nutzt seine beliebte Stellung, um an begehrte OP-Assistenzen zu kommen. Er braucht häufig nur halb so hart zu arbeiten im Vergleich zu weniger selbstbewussten Kollegen, was aber auch dazuführen kann, dass er manchmal vielleicht nicht so viel lernt, wie er eigentlich sollte.
6. Dr. Esoterisch
Tatsächlich gibt es diese Ärzte, die die Schulmedizin irgendwann ablehnen und sich nicht-evidenzbasierten Methoden wie kinetischer Medizin, Schamanismus oder Quantenmedizin zuwenden.
Das sind seine Stärken: Ist die esoterische Ader nur leicht ausgeprägt, kann dieser Doktor den Patienten, die der schulmedizinischem Behandlung kritisch gegenüber stehen, womöglich durch zusätzlichen Einsatz von alternativmedizinischen Methoden doch noch vom Nutzen der Standardtherapie überzeugen. Bieten die Ärzte neben der dringend notwendigen, evidenzbasierten Behandlung beispielsweise entspannende Massagebehandlungen oder wärmende Kräutertees an, kann dies über den Placeboeffekt das Vertrauen und Wohlbefinden der Patienten steigern.
Das muss er noch üben: Dr. Esoterisch kann schweren Schaden anrichten, wenn er schwerkranke Krebspatienten mit unwissenschaftlichen Heilversprechen lockt oder Eltern zu Impfgegnern erzieht. Diesen Arzttyp treibt häufig eine spirituelle Suche nach sich selbst an. Womöglich wurde er durch eigene Erfahrungen mit der Schulmedizin enttäuscht und glaubt nun, bessere Hilfe in der „alten Heilkunde“ zu finden.
Die Pharmaindustrie wird von Dr. Esoterisch verteufelt. Chemische Medikamente, die einer klinischer Kontrolle unterrliegen? Werden von Dr. Esoterisch kategorisch abgelehnt. Mit dieser Einstellung eröffnet er einer Medizin Tür und Tor, die offen für subjektive Urteile, Betrug und Scharlatanerie ist.
7. Dr. Ahnungslos
Dr. Ahnungslos hat das Medizinstudium auf den letzten Drücker geschafft und war nie ambitioniert, mehr zu tun als nötig. Visiten oder Patientenuntersuchungen startet er häufig völlig unvorbereitet oder verspätet und verkörpert damit das Gegenteil vom kompetenten Oberarzt.
Das sind seine Stärken: Positiv ist, dass Dr. Ahnungslos fast immer einen Ausweg aus einer aussichtslos erscheinenden Situation findet. Er kann auch unkonventionelle Wege beschreiten, weiß immer, wo er sich Hilfe holen kann und lässt sich nicht von vorgegebenen Standards beeindrucken. Schmeißt man ihn ins kalte Wasser, behält er einen kühlen Kopf – schließlich ist er solche Situationen schon ein Leben lang gewohnt. Lernt er im Klinikalltag endlich auch mal dazu, kann er sich mit diesen Qualitäten noch zu einem richtig guten Arzt entwickeln.
Das muss er noch üben: Der unwissende Assistent schiebt das Lernen zugunsten eines genüsslichen Feierlebens gerne mal auf die lange Bank. Dadurch gelangt er im Klinikalltag oft in Situationen, denen er nicht ganz gewachsen ist. Er muss immer wieder dafür sorgen, sich irgendwie aus brenzligen Situationen herauszuwinden.
8. Dr. Übergründlich
Dr. Übergründlich will ja nichts übersehen und macht lieber zu viel als zu wenig.
Das sind seine Stärken: Dr. Übergründlich hat den am besten aufgeräumten Schreibtisch unter seinen Kollegen. Bei ihm geht kein Befund verloren, er hat immer alles im Blick und erledigt sofort alle anstehenden Aufgaben. Er ist supergründlich in der Anamnese und Patientenuntersuchung, sodass ihm nichts entgeht.
Das muss er noch üben: Ein Patient fragt nach einem kostenintensiven MRT, obwohl es keine klare Indikationsstellung dafür gibt? Kein Problem, solange er selbst zahlt. „Zur Sicherheit“ kann es ja nicht schaden. Eine Frau möchte von ihm die Viertmeinung zu ihren psychosomatischen Bauchbeschwerden? Ein nochmaliges Labor könnte ja in einem sehr unwahrscheinlichen Fall etwas zu Tage bringen. Dr. Übergründlich möchte am Liebsten alles doppelt und dreifach checken, um auf Nummer sicher zu gehen. Nicht ganz selten werden ihm auch monetäre Beweggründe für Überdiagnostik und Übertherapie unterstellt. Dabei sollte dieser Typ Arzt lieber mal einen Gang zurückschalten.
9. Dr. Freud
Dr. Freud möchte alles haarklein analysieren und immer nach den Gründen für ein bestimmtes Resultat suchen.
Das sind seine Stärken: Er nimmt sich ausführlich Zeit für das Patientengespräch und fragt auch nach Dingen, die auf den ersten Blick unwichtig erscheinen, im Rückblick aber für die Diagnose entscheidend sind. Details und Ursachenforschung sind ihm sehr wichtig. Er hat das Zeug zu einem guten Diagnostiker oder Psychiater.
Das muss er noch üben: Seine Detailverliebtheit kann ihn andererseits aber auch bremsen. Beschäftigt er sich zu lange mit Gesprächen sowie den Gründen für bestimmte Testergebnisse, verliert er leicht das Wesentliche aus den Augen und kann in Notfällen nicht schnell genug handeln. Dr. Freud ist häufig philosophisch veranlagt. Auch abseits des ärztlichen Alltags ist er ein Kopfmensch, der gerne alles unter Kontrolle hat und verstehen will.
10. Dr. Teamwork
Dieser Arzt gibt sich Mühe, möglichst viele andere Kollegen in die Behandlung miteinzubeziehen. Er hat ein gutes Verhältnis zu Pflegekräften, Physiotherapeuten, technischen Assistenten und anderen Klinikmitarbeitern.
Das sind seine Stärken: Er ist allseits beliebt und scheut sich nicht auch einmal nichtärztliche Tätigkeiten zu übernehmen, wenn es nötig ist. Wenn es abends mal später wird, bestellt er gerne eine Runde Pizza für alle. Er zieht seine Kraft aus produktivem und gemeinschaftlichem Miteinander, um die bestmögliche Therapie für seinen Patienten zu finden. Dr. Teamwork lernt immer gerne dazu und fragt andere nach ihrer Meinung, um sich und Kollegen etwas beizubringen. Er ist der Typ Doktor, der gerne unterrichtet und in der Regel sehr beliebt bei seinen Studenten ist.
Das muss er noch üben: Wenn Dr. Teamwork nicht vorsichtig ist, könnten weniger empathische Kollegen seine Hilfsbereitschaft leicht ausnutzen. Er muss aufpassen nicht als „Mädchen für alles“ zu enden und auch mal Autorität und Grenzen aufzeigen können, wenn die Situation es erfordert.