Der Einsatz von 3D-Mappingsystemen und mehrpoligen Kathetern hat bei der Behandlung von Herzrhythmusstörungen einen enormen Nutzen. Anatomische Zusammenhänge lassen sich als dreidimensionales Bild darstellen und unnötige Ablationen könnten vermieden werden.
Die seit einigen Jahren in der Kardiologie eingesetzten Mappingsysteme erlauben eine computergestützte Darstellung der elektrischen Erregung des Herzens während der elektrophysiologischen Untersuchung. Kleinste, durch Katheter erzeugte Strom- und Magnetfelder können gemessen und als 3D-Computerbilder im anatomischen Zusammenhang dargestellt werden. Sie zeigen den Ort des Impulses, sowie die Verbreitung der elektrischen Reizleitung über das Herz. Damit ist es möglich, auch komplexe Formen von Herzrhythmusstörungen mittels Katheterablation zu behandeln. Ziel ist es dabei, Gewebe, das falsche elektrische Impulse sendet, auszuschalten oder gezielt Narben im Herzen zu verursachen, die eine Weiterleitung der falschen Impulse unterbrechen.
Im Herzzentrum Leipzig wurden bei einem Patienten nach vorangegangener Herztransplantation mithilfe eines 20-poligen intrakardialen Katheters, der gleichzeitig die unterschiedlichen Areale des rechten Vorhofs elektrisch erfasst, mehrere simultan auftretende Vorhof-Tachykardien dargestellt und zugeordnet. Die zusätzliche Verwendung eines 3D-Mappingsystems ermöglichte die weitere Charakterisierung dieser verschiedenen Tachykardien sowie die Identifizierung ihres Entstehungsmechanismus.
In einem weiteren Schritt konnte die klinisch bedeutsame Rhythmusstörung im Rahmen derselben Untersuchung mittels Katheterverödung erfolgreich behandelt werden. Eine zusätzlich vorhandene, jedoch in diesem Fall klinisch nicht bedeutsame Rhythmusstörung wurde belassen. „Durch diese präzise diagnostische Einstufung der unterschiedlichen Rhythmusstörungen werden relevante Tachykardien behandelt, wohingegen klinisch unbedeutende belassen werden und somit eine unnötige Ablation vermieden werden kann“, so Dr. Schratter, eine der Studienautorinnen. Im klinischen Alltag sind invasive Elektrophysiologen zunehmend mit komplexen Rhythmusstörungen konfrontiert, einerseits aufgrund von Narben nach Herzoperationen, andererseits nach vorangegangenen Ablationen, die das Auftreten von Folge-Rhythmusstörungen begünstigen.
„Der praktische Nutzen für Ärzte und Patienten, der durch die Verwendung von 3D-Mappingsystemen und mehrpoligen intrakardialen Kathetern entsteht, wird mit der steigenden Anzahl von Patienten mit komplexen Herzrhythmusstörungen nach operativen Eingriffen und/oder vorangegangenen Katheterverödungen noch deutlich an Bedeutung zunehmen“, so die Studienautoren anlässlich der Präsentation eines Fallbeispiels auf dem Europäischen Kardiologiekongress (ESC) in Rom. Originalpublikation: Electroanatomical high density mapping of different tachycardias in the right atrium after heart transplantation Schirripa et al.; Pressetext DGK 08/2016