Ab und zu müssen Krankenhausbesuche sein. Denn natürlich freut sich die frisch operierte Omi über Abwechslung im Klinikalltag. Allerdings sollte wohl überlegt sein, wen man da am Krankenbett besucht. Oder möchtet ihr euren Chef in Schlabberpyjama und ohne Unterhose sehen?
Ich komme dich besuchen … oder lieber doch nicht? Manchmal tut man gut daran, zu Hause zu bleiben und von einem Krankenhausbesuch abzusehen.
Wieso, fragt ihr euch? Wieso soll man jemanden, der frisch operiert auf seinem Zimmer liegt, nicht besuchen? Ist es nicht der Dienst am Menschen? Am Freund, am Kollegen oder am Kumpel? Jemanden in Stunden der Not zu besuchen und Geschenke mitzubringen? Ein Pläuschchen? Ein verstohlenes Zigarettchen in der Raucherecke? Einen kleinen roten und meistens geschmacklosen Tee gemeinsam schlürfen? Gute Besserung wünschen und dann wieder heim?
Der Chef und seine Bildzeitung
Unlängst hatte mich der Facebook-Post einen Freundes dazu angespornt, ihn im Krankenhaus zu besuchen. Dabei hatte ich mir schon vor Jahren geschworen, derartige Besuche nicht mehr so leichtfertig anzugehen.
Folgendes war passiert: Mein Arztchef wurde operiert. Und aus all den oben genannten Gründen besuchte ich ihn. Als ich ins Zimmer trat, freute er sich sichtlich. Meine Freude hingegen verflog schlagartig.
Er saß im ausgeleierten Schlafanzug mit Bildzeitung am Tisch und legte die dicke Brille ab.
Seit wann liest mein Chef Bild? Wieso hat er einen Schlafanzug an, der schlabbert und unendlich Raum für Körperstudien lässt? Und wieso – verdammt noch mal – trägt er keine Unterhose? Wo kommt diese grottenhässliche Brille auf einmal her?
Zu viel ungeschminkte Wahrheit
All das wollte ich nie, nie sehen! Das war zu viel. Aber wenn man schon mitten im Raum steht, ist es zu spät für jegliche Art von Fluchtgedanken. Ich wäre am liebsten im Erdboden versunken.
Zu nah. Zu eng. Zu viel ungeschminkte Wahrheit. Zu wenig Herzensmensch. Bei denen erträgt und erduldet man viel und hat – liebesbedingt – meistens eine unendliche hohe Toleranzschwelle.
Hier war es aber kein Herzensmensch, sondern der Arztchef. Nett und bestimmt sehr besuchsbedürftig, aber ohne enge Bindung. Deshalb gilt hier: Obacht!
Ich gewann Einblicke, auf die ich im Leben nicht gefasst war. All meine Bilder im Kopf vom klugen, smarten, adretten Arztchef zerronnen wie Butter in der Pfanne. Wenn ihr Menschen in diesen intimen Momenten seht, müsst ihr auf alle Eventualitäten vorbereitet sein.
Und wenn eure Kranken – ob Herzenmensch oder nicht – sagen: „Au ja. Komm bitte. Ich freue mich und sterbe vor Langeweile. Ich brauche Liebe und Abwechslung“, dann geht hin. Natürlich geht ihr dann hin. Aus Liebe und Barmherzigkeit. Aber seid bereit für das, was ihr möglicherweise nicht sehen wollt.
Checkliste für Krankenhausbesuche
Und wo wir gerade beim Thema sind, hier noch eine kleine Krankenhausbesuch-Checkliste:
Und sollten euch noch mehr Supertipps für einen gelungenen Krankenhausbesuch einfallen: Immer her damit.